Erfolg für neue Kirche im Streit um Kiewer Höhlenkloster

Kiews Wahrzeichen

Im Streit um das Kiewer Höhlenkloster hat die erst 2018 gegründete Orthodoxe Kirche der Ukraine vor dem Hintergrund des Krieges einen Erfolg errungen. Sie wird dort zum orthodoxen Weihnachtsfest erstmals einen Gottesdienst feiern.

Absperrband vor dem Kiewer Höhlenkloster Petscherska Lawra, Hauptsitz der ukrainisch-orthodoxen Kirche Moskauer Patriarchats / © Sergey Korovayny (KNA)
Absperrband vor dem Kiewer Höhlenkloster Petscherska Lawra, Hauptsitz der ukrainisch-orthodoxen Kirche Moskauer Patriarchats / © Sergey Korovayny ( KNA )

Nach eigenen Angaben wird sie den Gottesdienst in der dortigen Mariä-Entschlafens-Kathedrale feiern, die der Staat zum Jahreswechsel der konkurrierenden, bis vor kurzem zum Moskauer Patriarchat gehörigen Ukrainischen Orthodoxen Kirche (UOK) entzogen hatte.

Die Orthodoxe Kirche der Ukraine (OKU) teilte am Mittwochabend mit, sie habe das Kulturministerium um Erlaubnis für einen Weihnachtsgottesdienst in der Hauptkirche des Klosters gebeten und Grünes Licht bekommen.

Der gesamte Klosterkomplex mit rund 100 Gebäuden steht auf der Welterbeliste der UN-Kulturorganisation Unesco und gehört dem Staat.

600 Meter Höhlenlabyrinth

Er verpachtet seit mehr als 30 Jahren vor allem die sogenannte Untere Lawra am Hang zum Westufer des Dnjepr an die traditionsreiche UOK, die bis zu ihrer Loslösung im Mai dem Moskauer Patriarchat unterstand. Dort gibt es ein mehr als 600 Meter langes Höhlenlabyrinth.

Die in der Oberen Lawra liegende Mariä-Entschlafens-Kathedrale war bislang das Hauptheiligtum dieser Kirche. Sie musste es aber am Silvestertag zurückgeben.

Das "Heilige Feuer" aus Jerusalem am im Kiewer Höhlenkloster Petscherska Lawra, Hauptsitz der ukrainisch-orthodoxen Kirche Moskauer Patriarchats / © Sergey Korovayny (KNA)
Das "Heilige Feuer" aus Jerusalem am im Kiewer Höhlenkloster Petscherska Lawra, Hauptsitz der ukrainisch-orthodoxen Kirche Moskauer Patriarchats / © Sergey Korovayny ( KNA )

Auf Initiative des Kulturministeriums verlängerte die zuständige Behörde ihren Ende 2022 auslaufenden Pachtvertrag mit der UOK für die Kathedrale und die Refektoriumskirche daneben nicht.

Keinen Zugang mehr zu Kirchen 

Seit 1. Januar hat die UOK keinen Zugang mehr zu beiden Gotteshäusern. In den kommenden Wochen solle eine Regierungskommission über die künftige Nutzung des Höhlenklosters beraten und das Areal untersuchen, hatte Kulturminister Olexandr Tkatschenko jüngst angekündigt.

Solange seien in der Kathedrale keine Gottesdienste möglich, hieß es.

Konkurrierende orthodoxe Kirchen

In der Ukraine gibt es zwei konkurrierende orthodoxe Kirchen. Die Regierung unterstützt die 2018 mit Hilfe des Ökumenischen Patriarchen von Konstantinopel, Bartholomaios I., gegründete OKU und plant auf Weisung von Staatspräsident Wolodymyr Selenskyj ein Gesetz, das den Weg frei machen soll für ein mögliches Verbot der UOK.

Es müsse sichergestellt werden, dass kein vom "Aggressorstaat" Russland abhängiger Kirchenvertreter die ukrainische Bevölkerung manipuliere und das Land von innen heraus schwäche, so das Staatsoberhaupt Anfang Dezember.

Die lange zum Moskauer Patriarchat gehörende UOK hält den Entzug ihrer Kathedrale für illegal. Laut einem Beschluss der Regierung gälten während des Kriegsrechts endende Pachtverträge für staatliches und kommunales Eigentum eigentlich bis vier Monate nach Ende des Kriegsrechts fort, erklärte sie.

Metropolit Epiphanius hält den Weihnachtsgottesdienst

Wie die OKU mitteilte, wird am Samstagmorgen ihr Oberhaupt Metropolit Epiphanius den Weihnachtsgottesdienst in der Mariä-Entschlafens-Kathedrale feiern. Sie hofft schon lange darauf, dass sie mit dem Höhlenkloster das Wahrzeichen Kiews erhält.

Gottesdienst mit Metropolit Epiphanius / © Sergey Korovayny (KNA)
Gottesdienst mit Metropolit Epiphanius / © Sergey Korovayny ( KNA )

Der frühere Staatspräsident Petro Poroschenko begrüßte die Erlaubnis für den ersten Gottesdienst der OKU im Höhlenkloster. "Die Lawra ist unser Nationalheiligtum; sie sollte das geistliche Zentrum der ukrainischen Kirche sein und nicht ein provinzielles Zentrum der pseudoreligiösen Struktur des Aggressorlandes", schrieb er auf Facebook.

Der Bürgermeister von Lwiw (Lemberg), Andrij Sadowyj, freute sich auf Twitter: "Die ukrainische Kirche in der ukrainischen, gewissermaßen 'befreiten' Lawra. Alles logisch und gerecht."

Christliche Kirchen in der Ukraine

Die kirchlichen Verhältnisse in der Ukraine sind komplex. Rund 70 Prozent der 45 Millionen Ukrainer bekennen sich zum orthodoxen Christentum. Sie gehören allerdings zwei verschiedenen Kirchen an: der Ukrainisch-Orthodoxen Kirche (UOK) des Moskauer Patriarchats und der autokephalen (eigenständigen) Orthodoxen Kirche der Ukraine (OKU). Zudem gibt es eine römisch-katholische Minderheit mit rund einer Million Mitgliedern sowie die mit Rom verbundene (unierte) griechisch-katholische Kirche der Ukraine.

Das Heilige Feuer aus Jerusalem am 18. April 2020 im Kiewer Höhlenkloster Petscherska Lawra, Hauptsitz der ukrainisch-orthodoxen Kirche Moskauer Patriarchats. / © Sergey Korovayny (KNA)
Das Heilige Feuer aus Jerusalem am 18. April 2020 im Kiewer Höhlenkloster Petscherska Lawra, Hauptsitz der ukrainisch-orthodoxen Kirche Moskauer Patriarchats. / © Sergey Korovayny ( KNA )
Quelle:
KNA