Erfurter Bischof für Zwei-Staaten-Lösung im Nahost-Konflikt

"Ohne Wenn und Aber"

Der Erfurter Bischof Ulrich Neymeyr hat sich für eine Zwei-Staaten-Lösung für Israelis und Palästinenser ausgesprochen. Auch letztere hätten ein Existenzrecht. Juden müssten außerdem sicher in der Bundesrepublik leben können.

Bischof Ulrich Neymeyr / © Dominik Wolf (KNA)
Bischof Ulrich Neymeyr / © Dominik Wolf ( KNA )

Wegen seiner Geschichte müsse Deutschland "ohne Wenn und Aber dafür einstehen, dass Israel ein völkerrechtlich anerkannter souveräner Staat ist, in dem Juden sicher leben können", forderte Neymeyr laut Redemanuskript am Donnerstagabend in Erfurt. Beim Elisabethempfang des Bistums Erfurt für Thüringer Politikerinnen und Politiker betonte er zugleich, auch die Palästinenser hätten ein Existenzrecht, das «ohne eine Zwei-Staaten-Lösung nicht gesichert sein kann». In der Deutschen Bischofskonferenz ist Neymeyr für die Kontakte zum Judentum zuständig.

Bestürzung über Judenfeindlichkeit

Gegenüber Jüdinnen und Juden habe Deutschland jedoch noch eine weitergehende Verpflichtung: Die Bundesrepublik müsse ein Staat werden, in dem Juden sicher leben können, betonte der Bischof.

Bayerns stellvertretender Ministerpräsident Hubert Aiwanger / © Peter Kneffel (dpa)
Bayerns stellvertretender Ministerpräsident Hubert Aiwanger / © Peter Kneffel ( dpa )

"Leider muss ich sagen, Deutschland muss solch ein Staat werden, er ist es nicht", räumte er ein. "Jüdinnen und Juden werden bei uns nicht nur beschimpft oder angegriffen, in weiten Kreisen unserer Gesellschaft sind abschätzige Bemerkungen über Juden salonfähig geworden." Grausame Judenwitze würden als Jugendsünde verharmlost, kritisierte Neymeyr in Anspielung auf den stellvertretenden bayerischen Ministerpräsidenten Hubert Aiwanger (Freie Wähler).

Sensibilisierung der Gesellschaft

"Es braucht nicht nur polizeiliche und ausländerrechtliche durchgreifende Maßnahmen gegen Judenhasser unter Muslimen und Nazi-Deutschen, es braucht eine Sensibilisierung unserer Gesellschaft für die Juden, die unter uns leben", mahnte der Bischof.

Demonstration gegen Judenhass und Antisemitismus / © Christoph Soeder (dpa)
Demonstration gegen Judenhass und Antisemitismus / © Christoph Soeder ( dpa )

Das Themenjahr zu 900 Jahren jüdisches Leben in Thüringen sei ein kleiner Beitrag dazu gewesen. Neymeyr äußerte seine Freude darüber, dass Erfurt wegen seines jüdischen Lebens den Status eines Weltkulturerbes erhalten hat. "Aber dieses Erbe verpflichtet für die Gegenwart zum Beispiel dazu, dass alle mithelfen, dass wir in Erfurt einen Kindergarten für jüdische Kinder bekommen".

Werbung für Katholikentag in Leipzig

Bei dem Empfang warb der Bischof auch für den Deutschen Katholikentag, der vom 29. Mai bis zum 2. Juni in Erfurt stattfindet. Er hob hervor, dass das Programm auf 500 Veranstaltungen begrenzt wird; 2022 in Stuttgart waren es noch 1.500. "Die Straffung des Programmes wird dem Katholikentag guttun, wie auch die Tatsache, dass die Veranstaltungen im Innenstadtbereich stattfinden, so dass es kurze Wege und viel Gelegenheit zur Begegnung geben wird", erklärte Neymeyr.

Quelle:
KNA