Erzbischof Burger erhofft sich von Gebetswoche Bewusstseinsstärkung

"So können wir die Welt verändern"

"Glaubst du das?" fragt die Gebetswoche für die Einheit der Christen und bezieht sich auf das 1.700 Jahre alte Glaubensbekenntnis von Nizäa. 2,5 Milliarden Christen könnten viel mehr bewirken, sagt Erzbischof Stephan Burger.

Autor/in:
Hilde Regeniter
Symbolbild Eine Frau im Gebet / © Doidam 10 (shutterstock)

DOMRADIO.DE:  Was genau wird in dem ökumenischen Gottesdienst Ihr Part sein, mit dem Sie in der Kirche Sankt Stephan in Karlsruhe die (Link ist extern)Gebetswoche eröffnen? 

Erzbischof Stephan Burger (Erzbischof von Freiburg): Ich werde dem Gottesdienst vorstehen, ihn eröffnen und abschließen. Die verschiedenen Teile dazwischen werden von den unterschiedlichen Kirchen mitgestaltet. 

Erzbischof Stephan Burger / © Harald Oppitz (KNA)

DOMRADIO.DE: In diesem Jahr begehen Sie in der Gebetswoche ein besonderes Jubiläum, nämlich den 1.700. Geburtstag des Glaubensbekenntnisses von Nizäa-Konstantinopel. Was hat es damit auf sich? 

Burger: Im Jahr 325 nach Christus fand das Konzil von Nizäa statt. Schon damals ging es darum, sich nach christlichem Verständnis gegenüber Irrlehren abzugrenzen. 

Da hat man zum ersten Mal dieses Bekenntnis gefasst. Aber bis zur Form, in der es heute vorliegt, sind im Laufe der folgenden Jahre noch Erweiterungen erfolgt, unter anderem beim Konzil von Konstantinopel im Jahr 381. Es hat also Weiterentwicklungen gegeben, aber die Grundlage geht wirklich auf das Jahr 325 zurück. Da ist zum ersten Mal dieses Bekenntnis gefasst und grundgelegt worden. 

Stephan Burger

"Das Glaubensbekenntnis ist das, was uns als Konfessionen, als Christen wirklich miteinander verbindet."

DOMRADIO.DE:  Was ist das Besondere an diesem Glaubensbekenntnis? 

Burger: Es ist quasi die Grundlage für uns als Christen insgesamt und weltweit. Natürlich gab es im weiteren Verlauf der Geschichte weitere Abspaltungen und neue christliche Bewegungen. 

Aber das Glaubensbekenntnis ist das, was uns als Konfessionen, als Christen wirklich miteinander verbindet. Die Konzilien von Nizäa und Konstantinopel sind die Grundlage für uns als Christen generell, für uns als weltweite Glaubensgemeinschaft. 

DOMRADIO.DE:  Sie besinnen sich zurück auf die gemeinsamen Wurzeln. Was kann daraus für Gegenwart und Zukunft erwachsen? 

Burger: Es ist wichtig, dass wir uns als Christinnen und Christen dieses Bekenntnis wirklich zu eigen machen, nicht nur in unseren eigenen Kirchen, sondern auch gemeinsam dafür einstehen. Es ist die Grundlage, es ist der Glaube an Jesus Christus, den Sohn Gottes, der diese Welt gerettet und erlöst hat.

Christen in Indien  / © Jaipal Singh (dpa)

Mit dieser Botschaft gemeinsam weltweit unterwegs zu sein ist eine riesengroße Geschichte. Wir sollten uns dieses Bewusstsein stärker zurückzuholen, wir sollten daran wachsen. Weltweit sind wir momentan etwa 2,5 Milliarden Christinnen und Christen. Wenn es uns da gelänge, wirklich gemeinsam aufzutreten mit diesem Bekenntnis und es zu bezeugen, haben wir ein großes Pfund in dieser Welt. 

Stephan Burger

"Wir treten gemeinsam für diese Schöpfung ein."

DOMRADIO.DE: Wir erleben weltweit eine Zeit tiefer Krisen und Verunsicherungen. Inwieweit könnten Christen da Vorbild sein, kämen sie der angestrebten Einheit auch nur ein kleines Stück näher? 

Burger: Darin zeigt sich der riesengroße Auftrag, den wir haben. Es ist der, bei allen Glaubensunterschieden und -verhältnissen zu sagen: Wir treten gemeinsam für diese Schöpfung ein, wir treten gemeinsam dafür ein, den Frieden zu sichern und Friedensarbeit zu leisten. 

Wir versuchen, miteinander den humanitären Katastrophen zu begegnen, Solidarität zu leben, Zeichen der Solidarität zu setzen. Ich hoffe, wir arbeiten gemeinsam an dieser Vision weiter. So können wir die Welt verändern.

Stephan Burger

"Es geht um den spiegelbildlichen Blick – einmal nach innen als Vergewisserung und dann missionarisch nach außen."

DOMRADIO.DE: Wie verstehen Sie das Motto "Glaubst du das?" 

Burger: Es ist zum einen eine direkte Anfrage an uns als Kirchen: Stehen wir wirklich zu diesem Bekenntnis? Haben wir es uns wirklich zu eigen gemacht? Zum anderen geht es auch darum, nach außen hin Menschen diesem Bekenntnis nahezubringen, sie zu fragen: Ist das auch etwas für euch? 

Könnt ihr euch mit diesem Bekenntnis auseinandersetzen? Kann das auch etwas für euch sein? Könnt ihr es euch nicht zu eigen machen? Es geht um den spiegelbildlichen Blick – einmal nach innen als Vergewisserung und dann missionarisch nach außen. Denn wir sollen diese Botschaft, dieses Bekenntnis auch nach außen tragen.  

Stephan Burger

"Es ist der Auftrag, diese Welt aus dem Geist des Evangeliums heraus, aus dem Geist Jesu zu gestalten und zu prägen."

DOMRADIO.DE: Was erwarten Sie sich von dieser Gebetswoche für die Einheit der Christen im Jahr 2025? 

Burger: Dass wir uns gegenseitig stärken und gemeinsam im Bewusstsein wachsen, dass wir gemeinsamen den Auftrag zu erfüllen haben, der uns vom Evangelium her zu kommt. Es ist der Auftrag, diese Welt aus dem Geist des Evangeliums heraus, aus dem Geist Jesu zu gestalten und zu prägen.

Das Interview führte Hilde Regeniter.

Die Gebetswoche für die Einheit der Christen

Die Gebetswoche für die Einheit der Christen wird weltweit ökumenisch gefeiert, in der nördlichen Hemisphäre zwischen dem 18. und 25. Januar, in der südlichen Hemisphäre zwischen Himmelfahrt und Pfingsten. Ihre Ursprünge gehen bis in das 19. Jahrhundert zurück. Seit 1968 werden die Gebetstexte für die Woche vom Ökumenischen Rat der Kirchen (ÖRK) und vom Päpstlichen Rat zur Förderung der Einheit der Christen herausgegeben. Erarbeitet werden sie jeweils von ökumenischen Vorbereitungsgruppen aus wechselnden Ländern. (KNA/23.01.2022)

Eine betende Frau / © Halinskyi Max (shutterstock)
Quelle:
DR

Die domradio- und Medienstiftung

Unterstützen Sie lebendigen katholischen Journalismus!

Mit Ihrer Spende können wir christlichen Werten eine Stimme geben, damit sie auch in einer säkulareren Gesellschaft gehört werden können. Neben journalistischen Projekten fördern wir Gottesdienstübertragungen und bauen über unsere Kanäle eine christliche Community auf. Unterstützen Sie DOMRADIO.DE und helfen Sie uns, hochwertigen und lebendigen katholischen Journalismus für alle zugänglich zu machen!

Hier geht es zur Stiftung!