Erzbischof Burger eröffnet Diözesanforum in Freiburg

Ziele, Perspektiven und Reformen

Rund 220 Christinnen und Christen tagen dieses Wochenende in Freiburg. Erzbischof Stephan Burger fordert einen offenen Dialog - und er stimmt auf enorme Veränderungen ein. Ein Diözesanforum will Weichen stellen.

Freiburger Münster / © Simon Dux Media (shutterstock)

Vor dem Hintergrund sinkender Christenzahlen und schwindender Bedeutung von Religion in der Gesellschaft hat der Freiburger Erzbischof Stephan Burger die Katholikinnen und Katholiken zu einem Dialog über die Gestaltung des kirchlichen Lebens im Südwesten aufgerufen. 

Es brauche Offenheit, um zu diskutieren, Kontroversen auszuhalten und dann zu gemeinsamen Entscheidungen zu kommen, sagte Burger am Freitag in Freiburg.

Erzbischof Stephan Burger / © Harald Oppitz (KNA)
Erzbischof Stephan Burger / © Harald Oppitz ( KNA )

Der Erzbischof äußerte sich zum Auftakt des Diözesanforums. Am Freitag und Samstag beraten dabei in Freiburg rund 220 Katholikinnen und Katholiken über Ziele, Perspektiven und Reformen der Kirche im Südwesten. Sie vertreten die Kirchengemeinden, Verbände, kirchlichen Räte und die Bistumsleitung.

Burger betonte, das Diözesanforum werde keine Mehrheitsbeschlüsse treffen. "Denn solche Mehrheitsentscheidungen lassen die als Verlierer zurück, die in der Minderheit sind." 

Auch sehe das Kirchenrecht zwar die Beratung und Mitbestimmung durch die Gläubigen vor, die Letztverantwortung trage aber der Bischof. Burger sicherte aber am Freitag erneut zu, die Ergebnisse der Beratungen als Grundlage für die anstehenden Entscheidungen einzubeziehen.

Thema Missbrauch bleibt auf Tagesordnung

Erzbischof Stephan Burger forderte, die Vorbeugung und Aufarbeitung von sexualisierter Gewalt entschieden weiterzuführen. 

Eine Diskussion über die Zukunft der Kirche sei nicht möglich, "ohne das Wissen, dass es neben vielem Segensreichem in unserer Kirche auch viel Grund zur Scham und zur Reue gibt im Blick auf die Betroffenen von sexuellem Missbrauch und Gewalterfahrung".

Die katholische Kirche steht insgesamt vor großen Veränderungen. Hintergrund sind sinkende Kirchenmitgliederzahlen und zurückgehende Finanzmittel. Laut Prognosen könnte sich bundesweit die Zahl der Kirchenmitglieder bis 2050 im Vergleich zu 2017 halbieren.

Nur noch 13 Prozent kirchlich gebunden

Die Studie "Kirchenmitgliedschaftsuntersuchung" kam zuletzt zu dem Befund, dass sich nur noch 13 Prozent der Bevölkerung als kirchlich gebunden fühlen.

Der Verwaltungschef des Erzbistums, Generalvikar Christoph Neubrand, sagte, die katholische Kirche müsse jetzt schnell auf die absehbar dramatisch sinkenden Kirchensteuern reagieren. 

"Wenn wir an einer Stelle Schwerpunkte setzen, müssen wir an anderer Stelle sparen", sagte Neubrand. Es brauche einen neuen Realismus und einen Abschied von der Vorstellung eines Immer-Mehr und Weiter-So.

Die Tagung im katholischen Gymnasium Sankt Ursula in der Freiburger Innenstadt dauert bis Samstag. Am Sonntag feiert das Erzbistum dann die Seligsprechung des aus Südbaden stammenden NS-Märtyrers Max Josef Metzger (1887-1944).

Missbrauchsstudie im Erzbistum Freiburg

Die Untersuchung zu sexualisierter Gewalt und Verschleierung von Missbrauchstaten im Erzbistum Freiburg sieht bei den früheren Erzbischöfen Robert Zollitsch und Oskar Saier schweres Fehlverhalten und gravierende Rechtsverstöße im Umgang mit Straftaten durch Priester. Der Schutz der Institution Kirche und der Täter habe über allem gestanden, sagte Studienautor Eugen Endress bei der Vorstellung des 600-Seiten-Berichts. Für Betroffene und Angehörige habe es keine Hilfen gegeben: "Sie wurden allein gelassen."

Vorstellung der GE-Kommission zu sexuellem Missbrauch in Freiburg / © Andree Kaiser (KNA)
Vorstellung der GE-Kommission zu sexuellem Missbrauch in Freiburg / © Andree Kaiser ( KNA )
Quelle:
KNA