"Wenn der Glaube nicht mehr kraftvoll und freudig verkündet wird und es um vieles anderes geht, was der Glaubensweitergabe überhaupt nicht hilft, dann ist es nur eine Frage der Zeit, bis ein Ast, der nicht mehr genährt wird, vertrocknet und abstirbt. Oder, noch schlimmer: bis die Wurzeln den Baum nicht mehr nähren", sagte Gänswein der Wochenzeitung "Die Tagespost".
In Wallfahrtsorten wie etwa Maria Vesperbild sehe er ein Gegengift gegen das Gift des Zeitgeistes. Zum Hochfest Mariä Himmelfahrt (15. August) hatte der Erzbischof den Gottesdienst in dem schwäbischen Marienwallfahrtsort gehalten. Diesem ist er nach eigenen Worten seit 1988 verbunden.
"Innere Quellen des Glaubens freilegen"
Maria Vesperbild und andere Orte seien Tankstellen für seinen persönlichen Glauben, so Gänswein. Die vielen Menschen, die Tag für Tag kämen, zeigten, dass sie dort für ihr eigenes Leben etwas mitnähmen, das sie anderswo offensichtlich nicht bekämen. "Es geht darum, die inneren Quellen des Glaubens freizulegen und zum Fließen zu bringen und von dort Kraft und Zuversicht zu schöpfen."
Gänswein nach Deutschland zurückgeschickt
Der Erzbischof (67), der aus dem Schwarzwald stammt, lebt seit einigen Wochen in Freiburg. Der langjährige Vertraute und Privatsekretär von Joseph Ratzinger/Benedikt XVI. erhielt nach dessen Tod am 31. Dezember 2022 von Papst Franziskus keine neue Aufgabe mehr in Rom und wurde nach Deutschland zurückgeschickt. Derzeit hat er in seinem Heimatbistum keine dauerhafte Beschäftigung.