DOMRADIO.DE: Warum finden Sie den Tag des offenen Denkmals wichtig?
Anna Pawlik (Erzdiözesankonservatorin und Fachbereichsleiterin Kunstdenkmalpflege im Erzbistum Köln): Ich finde das eine ganz tolle Initiative, die es seit 1993 gibt. Es ist eine wunderbare Gelegenheit für private und öffentliche Denkmaleigentümer und Denkmalnutzer, der Bevölkerung zu zeigen, was sich hinter diesen Türen verbirgt. Wir kennen den Kölner Dom, der ist ein immer zugängliches Baudenkmal.
Aber viele Baudenkmäler in unserer Stadt, beispielsweise Gerichte, sind ja nie zugänglich, außer wenn man dort dienstlich zu tun hat. Grundsätzlich ist es auch für uns als kirchlicher Träger und kirchlicher Eigentümer für die vielen Kirchengemeinden eine tolle Gelegenheit, den vielen Besucherinnen und Besuchern, aber auch den Einwohnerinnen und Einwohnern der Stadt einfach mal zu zeigen, was sich hinter einer Kirchentür verbirgt.
DOMRADIO.DE: So nutzen Sie die Gelegenheit und bieten Führungen auch in weniger bekannten Gotteshäusern, wie zum Beispiel in Sankt Johannes Enthauptung in Lohmar, an. Warum lohnt es sich, sie anzugucken?
Pawlik: Das ist die Stadtpfarrkirche von Lohmar aus dem 12. Jahrhundert. Sie ist vor einigen Jahren saniert worden, erstrahlt also wieder in neuem Glanz. Sie ist ein ganz wichtiger Ort für Lohmar, aber vor allen Dingen auch für die Denkmallandschaft in der Region.
Wir haben bei der Inventarisierung der Kirche bemerkt, dass sich da doch einige Schätze verbergen, die gar nicht so bekannt sind. Die möchte meine Kollegin gerne an dem Tag zeigen.
DOMRADIO.DE: Ein anderes Beispiel ist Sankt Servatius in Siegburg. Was gibt es da am Tag des offenen Denkmals zu sehen?
Pawlik: Die Schatzkammer in Sankt Servatius in Siegburg ist für uns ein Klassiker. Es ist ein Ort, den wir wahnsinnig gerne betreuen, der auch unter der Woche reguläre Öffnungszeiten hat. In diesem Jahr ist es so, dass eine Kollegin, die auch Edelstein-Expertin ist, dort Führungen zu den vielen Edelsteinen anbietet, die sich an den Schreinen, an den kostbaren Goldschmiedewerken befinden.
Wir haben die Chance, an so einem Tag solch ein Thema zu vertiefen. Wir freuen uns sehr drauf, wenn da ganz viele Leute kommen.
DOMRADIO.DE: In Köln konzentrieren Sie sich in diesem Jahr auf die Kirche Mariä Himmelfahrt, ganz nah am Dom gelegen. Sie zählt nicht zu den bekannten zwölf großen romanischen Kirchen der Stadt. Was macht Mariä Himmelfahrt aus?
Pawlik: Viele sagen, sie kennen Mariä Himmelfahrt nur bis zum Gitter. Die Kirche ist immer geöffnet, aber man kommt als normaler Besucher in der Regel nur bis zu dem Gitter, kann den Raum nur von weitem überblicken. Wir werden am Sonntag nach der Messe bis zum späten Nachmittag diese Kirche öffnen und jeden reinlassen, der diese gerne Kirche mal besichtigen will.
Ich bin mit einem Kollegen da und wir werden Führungen hinter die Kulissen anbieten, nämlich in die Sakristei, in die Schatzkammer, aber auch im Kirchenraum.
DOMRADIO.DE: Sie zeigen speziell die Schätze aus Silber. Was hat Mariä Himmelfahrt denn zu bieten?
Pawlik: Es versteckt sich in Sankt Mariä Himmelfahrt eine Schatzkammer mit den Silberschätzen der Kölner Jesuiten. Wir wissen, dass seit dem 17. Jahrhundert in einer wirklich guten Werkstatt in Köln tolle Silberobjekte geschaffen wurden, von denen ganz viele noch vorhanden sind. Die verstecken sich in dieser Schatzkammer.
Dazu kommt eine Führung durch die Sakristei, weil zu dem Schatz von Sankt Mariä Himmelfahrt auch barocke Pergamente und Textilien, die für den Gottesdienst gebraucht wurden, gehören.
Das Interview führte Hilde Regeniter.