Erzbistum Köln vergibt interreligiöse Baumpatenschaften

"Bäume sind in allen Religionen wichtig"

Bäume sind für alle Menschen wichtig. Bisher ist die Beziehung zu ihnen eher ein Nehmen. Das Erzbistum Köln möchte den Bäumen etwas zurückgeben und dabei interreligiös zusammenrücken. Wie das geht, erklärt die Leiterin der Aktion.

Symbolbild Unser Freund, der Baum / © simona pilolla 2 (shutterstock)
Symbolbild Unser Freund, der Baum / © simona pilolla 2 ( shutterstock )

DOMRADIO.DE: Was bedeutet es, eine Baumpatenschaft zu übernehmen?

Anna-Maria Fischer, Fachbereichsleiterin Dialog Erzbistum Köln / © Tobias Fricke (DR)
Anna-Maria Fischer, Fachbereichsleiterin Dialog Erzbistum Köln / © Tobias Fricke ( DR )

Anna-Maria Fischer (Leiterin des Fachbereiches "Dialog der Konfessionen, Religionen & Weltanschauungen" im Erzbistum Köln): Wir beginnen das Projekt mit den Baumpatenschaften erst mal mit Bäumen, die schon da sind. Dafür reicht oft schon der Blick vor die eigene Haustür.

Das ist erst mal deutlich leichter, als Bäume zu pflanzen. Das ist nämlich gar nicht so einfach. Allein, weil man sich dafür bei der zuständigen Behörde melden müsste.

DOMRADIO.DE: Sie haben selbst eine Baumpatenschaft übernommen und machen das mit Ihrer Familie.

Fischer: Genau. In unserem Fall steht der Baum mit anderen am Rand eines Parkplatzes. Da sah es immer etwas lieblos aus und wir haben mit den Nachbarn überlegt, wie man sich um die Bäume kümmern könnte. Deswegen haben wir uns der Aktion angeschlossen und in einer ersten Aktion Müll gesammelt.

So eine Patenschaft besteht aus einfachen Dingen, wo alle mitmachen können. Zum Beispiel der Stadt Bescheid geben, wenn der Baum mal geschnitten werden müsste.

DOMRADIO.DE: Was gehört sonst zu einer Baumpatenschaft?

Anna-Maria Fischer

"Es geht um einfache Aufgaben. Das ist alles gar nicht so aufwendig."

Fischer: Wir begleiten die Aktion mit Materialien. Dafür haben wir eine Checkliste erstellt, wo alle nachschauen können. Der erste Punkt ist immer, sich zu informieren, was es schon für Engagement vor Ort gibt. In Bad Honnef gibt es zum Beispiel schon die Grünpaten. Da haben wir uns mit der Aktion angeschlossen.

Ganz wichtig ist es, die Bäume bei Trockenheit zu gießen. In diesem Jahr haben wir mit dem Wetter im Sommer noch Glück. Ansonsten geht es um einfache Aufgaben wie Müll zu entsorgen und die Umgebung des Baumes schön zu gestalten, zum Beispiel mit Blumen.

Man kann aber auch ein Schild aufhängen, dass dieser Baum eine Patenschaft hat. Das sind natürlich alles nur Ideen, um anderen eine Anregung zu geben, was man machen könnte. Das ist aber alles gar nicht so aufwendig.

Baumpatenschaften, Düsseldorf / © Sabrina Özgel (privat)
Baumpatenschaften, Düsseldorf / © Sabrina Özgel ( privat )

DOMRADIO.DE: Geht es auch darum, Kinder und Jugendliche für das Thema Schöpfung zu begeistern?

Fischer: Richtig. Unsere Tochter ist aktiv dabei und findet es toll, sich als Pate um einen Baum zu kümmern. Mit demselben Engagement sind auch die Nachbarskinder dabei. Das ist auch eine Gelegenheit, die Kinder für das Thema zu sensibilisieren. Wenn man schon mal selbst Müll gesammelt hat, finden die Kinder das gar nicht mehr so komisch.

Außerdem lernen die Kinder, dass man grundsätzlich keinen Müll auf den Boden wirft, sondern dass es dafür Mülleimer gibt. Und wenn man schon dabei ist, kann man auch das Thema Mülltrennung anschaulich erklären. Wenn kein Müll da ist, nutzt man die Zeit, das Umfeld mit einfachen Mitteln schöner zu gestalten.

DOMRADIO.DE: Die Aktion spricht von einer interreligiösen Baumpatenschaft. Dafür haben Sie recherchiert, was Bäume in den unterschiedlichen Religionen bedeuten.

Anna-Maria Fischer

"Bäume haben in allen Religionen eine eigene Bedeutung. Deswegen sollten religiöse Menschen besonders auf Bäume achten."

Fischer: Bäume sind in allen Religionen wichtig. Das erklären wir ausführlich im Begleitheft. Beispielsweise wird im Buddhismus der Lebensweg von Buddha mit Bäumen dargestellt. Im Judentum gibt es ein eigenes Baum-Fest und auch die jüdische Menora hat die Form eines Baumes.

Bei uns im Christentum bekommt der Baum als hölzernes Kreuz eine ganz andere Bedeutung, sodass man sagen kann, dass Bäume tatsächlich etwas Religionverbindendes haben, weil sie in allen Religionen eine eigene Bedeutung haben. Deswegen sollten alle religiösen Menschen besonders auf Bäume achten.

DOMRADIO.DE: Wie sieht das Religionsverbindende praktisch aus? Wie sollen sich Menschen, die Mitglieder unterschiedlicher Religionen sind, durch die Baumpatenschaften näherkommen? 

Anna-Maria Fischer

"Das gemeinsame Anliegen, achtsamer mit der Umwelt umzugehen, verbindet uns als Christen, Juden und Muslime."

Fischer: Das kommt von alleine, wenn man einfach anfängt. In unserer kleinen Umweltgruppe in Bad Honnef sind auch muslimische Mütter aus der Kita mit drin. Auch in Düsseldorf beteiligt sich ein muslimischer Verein an der Aktion. Die haben mal eben einhundert Baumpatenschaften übernommen.

Das gemeinsame Anliegen, achtsamer mit der Umwelt umzugehen, verbindet uns als Christen, Juden und Muslime. Es bietet sich an, andere einzuladen und eine Baumpatenschaft zu übernehmen. Die Initiative dafür kann von einer muslimischen oder christlichen Organisation ausgehen.

DOMRADIO.DE: Die Aktion steht noch am Anfang. Wie soll es weitergehen?

Fischer: Die Idee ist in Düsseldorf in unserem Netzwerk "Religions go green" entstanden. Das ging alles Schritt-für-Schritt. Am Anfang haben wir gedacht, wir pflanzen die Bäume selbst. Dann kam die Idee, sich um die Bäume zu kümmern, die schon da sind.

Als nächsten Schritt möchten wir Begleitmaterial erarbeiten und zur Aktion einladen. Im Grunde sind wir noch in der Anfangsphase. Die können wir beliebig lang machen. Ich wünsche mir wirklich, dass das Projekt weite Kreise zieht. Dazu möchte ich alle herzlich einladen.

Das Interview führte Hilde Regeniter.

Achtung der Unversehrtheit der Schöpfung im Katechismus

Das siebte Gebot verlangt auch, die Unversehrtheit der Schöpfung zu achten. Tiere, Pflanzen und leblose Wesen sind von Natur aus zum gemeinsamen Wohl der Menschheit von gestern, heute und morgen bestimmt [Vgl. Gen 1,28-31]. Die Bodenschätze, die Pflanzen und die Tiere der Welt dürfen nicht ohne Rücksicht auf sittliche Forderungen genutzt werden.

Symbolbild Natur, Umwelt, Schöpfung, Fortschritt / © Love the wind (shutterstock)
Symbolbild Natur, Umwelt, Schöpfung, Fortschritt / © Love the wind ( shutterstock )
Quelle:
DR