DOMRADIO.DE: Kennen die Essener den Heiligen Altfrid eigentlich noch?
Michael Dörnemann (Essener Dompropst): Es gibt viele Essener, die Altfrid kennen. Gerade in den letzten Jahrzehnten haben wir uns sehr bemüht, Altfrid wieder mehr ins Bewusstsein der Essener zu rücken.
Wer hingegen als Tourist von weither nach Essen kommt, wird zunächst einmal mit der Zeche Zollverein konfrontiert oder mit der Industrialisierungsgeschichte des Ruhrgebietes und der Stadt Essen. Die mehr als 1000 Jahre Geschichte davor, die mit Altfrid und Gerswid begonnen haben, finden weniger Beachtung.
DOMRADIO.DE: Was sind die Highlights des Festprogramms?
Dörnemann: Wir haben bewusst ein vielfältiges Programm vorbereitet, denn mit der Gründung des Frauenstiftes um 850 hat auch die kulturelle Bildungsgeschichte dieser Stadt begonnen.
Denn das Frauenstift hat dafür gesorgt, dass in den Jahrhunderten danach viele Kunstschätze nach Essen gekommen sind und dass viele Menschen hier Bildung erfahren haben. Das wollten wir im Programm darstellen.
Deshalb gibt es viel Kunst und Musik, natürlich auch Führungen. Der Domschatz steht dabei natürlich besonders im Zentrum. Auch die zeitgenössische Kunst und Musik soll nicht zu kurz kommen. Mit Lichtinstallationen und Techno wird der Dom in eine besondere Atmosphäre getaucht werden.
Die große Technoparty soll es zwar nicht geben, aber der Dom ist dann in einem ganz neuen Licht und in einer neuen Atmosphäre zu erfahren. Es ist uns wichtig, dass die Geschichte, die Altfrid begründet hat, lebendig präsentiert wird.
DOMRADIO.DE: Ein Kernstück der Feierlichkeiten ist auch der Schrein des verstorbenen Altfrid. Wie wird der in die Feierlichkeiten eingebunden?
Dörnemann: Heute ruhen die Gebeine unten in der Krypta des Essener Doms. Da liegen sie aber erst seit den 1950er Jahren. Davor stand der Sarkophag immer in der Stiftskirche selbst. Wir holen die Reliquien deshalb aus dem Hochgrab hinaus.
Sie werden in den Schrein gelegt und dann gibt es eine Prozession mit dem Schrein durch den Dom. Darin rufen wir den Heiligen Altfrid um Fürsprache an, danach wird die erste Bürgermeisterin der Stadt sprechen.
Der Schrein wird von heute Abend an bis zum 25. August in der Münsterkirche zu sehen sein. Rund um den Schrein werden diverse Gottesdienste und Veranstaltungen stattfinden.
DOMRADIO.DE: Ein reichhaltiges Programm wartet also auf die Essenerinnen und Essener. Was möchten Sie für die Stadt damit erreichen?
Dörnemann: Wilhelm von Humboldt hat einmal gesagt: "Nur wer die Vergangenheit kennt, hat eine Zukunft. " Ich bin schon der Überzeugung, dass wir aus der Vergangenheit auch viel für unsere Zukunft lernen können. Und da gehört Altfrid für Essen einfach dazu. Wir versichern uns damit unserer eigenen Identität und bereiten damit auch den Gang in die Zukunft vor.
Das ist uns wichtig. Die Erinnerung an die vielen Äbtissinnen, die nach Altfrid bis 1803 hier gewirkt haben, aber auch die Erinnerung an die Persönlichkeiten des 19. und 20. Jahrhundert wollen wir bewahren. Denn es wurde hier viel Gutes hinterlassen.
Dieses Erbe nicht nur zu bewahren, sondern auch für die sozialen Herausforderungen der Jetztzeit fruchtbar zu machen, ist uns als Kirche wichtig.
DOMRADIO.DE: Welche Reaktionen der Essenerinnen und Essener wünschen Sie sich in den nächsten zehn Tagen?
Dörnemann: Ich wünsche uns allen, dass die Veranstaltungen gut besucht sind. Die Vorzeichen dafür sind gut. So ist zum Beispiel das Open Air Kino heute Abend komplett ausverkauft.
Es gibt bereits jetzt viele positive Reaktionen. Viele wollen auch in den kommenden Tagen an den Gottesdiensten und den Konzerten teilnehmen. Ich hoffe nicht zuletzt, dass Altfrid vermehrt ins Bewusstsein rückt und man sich mehr all der schönen Dinge bewusst ist, die er der Stadt Essen gegeben hat.
Das Interview führte Dagmar Peters.