Vor Ort werde ein Sprengstoffspürhund eingesetzt. Eine Gefahr für die Bevölkerung bestehe nicht; es gebe keine Verletzten. Zeugen hätten zuvor die Einschusslöcher gemeldet. Der Polizei liegt eigenen Angaben zufolge eine Videoaufnahme vor, "auf der eine Person bei einer Schussabgabe zu erkennen sein könnte". Wegen schlechter Aufnahmequalität könnten noch keine genaueren Angaben gemacht werden.
Laut dem nordrhein-westfälischen Innenminister Herbert Reul (CDU) ist der Staatsschutz eingebunden. "Die jüdische Gemeinde Essen kann sich darauf verlassen, dass wir alles tun, um den Täter schnellstmöglich zu ermitteln und die Hintergründe aufzuklären", sagte er.
Gezielter Angriff
Die Gewerkschaft der Polizei geht von einem gezielten Angriff aus, "um ein politisches Fanal zu setzten, dass weit über NRW hinauswirken soll". Der Täter habe vermutlich genau gewusst, dass die Alte Synagoge ein "besonders markanter Punkt ist, um an die Geschichte und das Leid der Juden in Deutschland zu erinnern".
Der Vorsitzende des Zentralrats der Juden in Deutschland, Josef Schuster, sprach von einem "Angriff auf unsere gemeinsamen Werte". Der Generalvikar des Bistums Essen, Klaus Pfeffer, zeigte sich entsetzt. "Rechtsradikalismus und Antisemitismus dürfen bei uns keinen Platz haben", sagte er auch im Namen von Bischof Franz-Josef Overbeck, der sich derzeit zu einem Besuch beim Papst in Rom aufhält.
"Schockieren und entsetzen"
"Die Schüsse auf die Synagoge in Essen schockieren und entsetzen mich", schrieb NRW-Ministerpräsident Hendrik Wüst (CDU) auf Twitter. Der Vorsitzender der SPD-Landtagsfraktion, Thomas Kutschaty, verurteilte den "Anschlag auf jüdisches Leben und auf die Vielfalt unserer Gesellschaft". Auch Bundesjustizminister Marco Buschmann (FDP) zeigte sich "entsetzt über diesen neuerlichen Angriff auf jüdisches Leben in Deutschland".
Die Alte Synagoge in Essen samt dem angeschlossenen Rabbinerhaus wurde 1913 erbaut und bis zu den Novemberpogromen der Nationalsozialisten gegen die Juden 1938 als Gebetshaus genutzt. Heute befindet sich in den Räumlichkeiten das Haus der jüdischen Kultur mit einer Dauerausstellung. Im Rabbinerhaus ist das Salomon Ludwig Steinheim-Institut für deutsch-jüdische Geschichte der Universität Duisburg-Essen untergebracht.