EU-Bischöfe warnen vor Wettrüsten

EU ist Friedensprojekt

Drei Tage lang haben die europäischen Bischöfe in Nemi bei Rom beraten. Zum Abschluss der Vollversammlung äußern sie sich zu den aktuellen Herausforderungen der EU. Besonders das Thema Aufrüstung bereitet ihnen Sorge.

Mariano Crociata (l.), Bischof von Latina-Terracina-Sezze-Priverno und Präsident der Kommission der Bischofskonferenzen der Europäischen Gemeinschaft (COMECE), mit den Vizepräsidenten und Kardinalstaatssekretär Pietro Parolin (m.) bei der Frühjahrsversammlung der COMECE am 26. März 2025 in Nemi bei Rom. / © Stefano Carofei/Romano Siciliani (KNA)
Mariano Crociata (l.), Bischof von Latina-Terracina-Sezze-Priverno und Präsident der Kommission der Bischofskonferenzen der Europäischen Gemeinschaft (COMECE), mit den Vizepräsidenten und Kardinalstaatssekretär Pietro Parolin (m.) bei der Frühjahrsversammlung der COMECE am 26. März 2025 in Nemi bei Rom. / © Stefano Carofei/Romano Siciliani ( (Link ist extern)KNA )

Bischöfe in der EU warnen vor "gefährlichem Wettrüsten" und rufen zu Dialog und Zusammenarbeit auf. Zwar sei eine starke Europäische Union notwendig, doch bestehe ihre ursprüngliche Aufgabe darin, ein Friedensprojekt zu sein, heißt es in der am Freitag veröffentlichten Stellungnahme zum Abschluss der Vollversammlung des Rats der katholischen EU-Bischofskonferenzen (Comece). Drei Tage lang hatten die Bischöfe in Nemi bei Rom beraten.

"In diesen turbulenten und instabilen Zeiten blicken viele auf Europa und insbesondere auf die Europäische Union und hoffen, dass sie eine Führungsrolle übernehmen wird", schreiben sie. Notwendige,
verhältnismäßige und angemessene Investitionen in die europäische Verteidigung dürften aber nicht auf Kosten der Bemühungen zur Förderung der Menschenwürde, der Gerechtigkeit, der ganzheitlichen menschlichen Entwicklung und der Bewahrung der Schöpfung gehen. "Wirksame Kontrollmechanismen und ein unerschütterliches Bekenntnis zur Diplomatie sind unerlässlich, um ein gefährliches Wettrüsten zu verhindern, das nicht dem Frieden, sondern nur kommerziellen Interessen dienen würde."

Engagement für Schwache und Notleidende

Zudem erinnern die Ratsmitglieder an das historische Engagement der EU für Solidarität: Die Bemühungen zur Verbesserung von Wettbewerb und autonomen Handel dürften ihren Einsatz für die schwächsten Regionen der Welt und notleidenden Menschen nicht untergraben. "Angesichts der zunehmenden internationalen Polarisierung betonen wir, wie wichtig es ist, langjährige Partnerschaften und Allianzen zu erhalten und gleichzeitig neue Prozesse des Dialogs und der Zusammenarbeit zu eröffnen."

Weiter schreiben die Bischöfe: "Während die Europäische Union durch diese unsicheren Zeiten navigiert, ist es unsere tiefe Hoffnung, dass sie ihren Gründungsprinzipien treu bleibt und weiterhin als geeinte, vertrauensvolle und integrierende Kraft für ihre Nachbarschaft und die Welt agiert."

Botschaft an kranken Papst

Rund 35 Kilometer vom Tagungsort der Bischöfe entfernt erholt sich derzeit Papst Franziskus von seinen Atemwegserkrankungen. Im vatikanischen Staatssekretariat hinterlegten die Geistlichen eine Botschaft für das geschwächte Kirchenoberhaupt. Darin betonen sie ihre Verbundenheit und schreiben: "Wir beten inbrünstig für Sie, für Ihre Gesundheit und für Ihre vollständige Genesung, damit die Kirche in Europa und der Welt unter Ihrer Führung das Jubiläum mit Hoffnung, Begeisterung, Freude und Glauben erleben und dadurch neu belebt werden kann."

Die 1980 gegründete EU-Bischofskommission soll den Dialog mit EU-Institutionen pflegen und Anliegen der katholischen Kirche zu Gehör zu bringen. In der Kommission vertreten sind die Bischofskonferenzen der 27 Mitgliedstaaten. Der Sitz des Sekretariates in Brüssel befindet sich unweit des EU-Parlaments, Ratsvorsitzender ist derzeit der italienische Bischof Mariano Crociata.

Die EU-Bischofskommission COMECE

Etwa die Hälfte der Bewohner in der Europäischen Union sind nach Vatikan-Angaben Katholiken. Um den Dialog mit EU-Institutionen zu pflegen und Anliegen der katholischen Kirche zu Gehör zu bringen, unterhalten die Bischofskonferenzen der 27 Mitgliedstaaten eine eigene Kommission, die COMECE. Die Abkürzung steht für das lateinische "Commissio Episcopatum Communitatis Europensis".

Eingangsschild am Sitz der COMECE in Brüssel / © Julia Steinbrecht (KNA)