Der Vatikanbotschafter bei der Europäischen Union hat die Menschen in Europa ermahnt, trotz politscher und religiöser Spannungen miteinander im Gespräch zu bleiben.
"Es ist unsere Verantwortung, an Europa weiterzubauen, nicht nur die Schäden zu reparieren, sondern auch im Stil unserer Zeit zu gestalten", sagte der Apostolische Nuntius, Erzbischof Noel Treanor, am Mittwoch in Hamburg. Europa stehe für Frieden und Versöhnung – in Europa und über Europa hinaus.
Gefahr durch zahlreiche Krisen
Der irische Geistliche äußerte sich bei einem Festakt zum 50-jährigen Bestehen der Katholischen Akademie Hamburg. Das Bildung- und Begegnungshaus des Erzbistums Hamburg wurde am 1. September 1973 eröffnet. An der Feier nahm auch der Hamburger Erzbischof Stefan Heße teil.
Treanor zufolge ist die Einheit Europas aktuell durch zahlreiche Krisen gefährdet. Er nannte unter anderem den Angriffskrieg Russlands gegen die Ukraine, den aktuell wieder eskalierenden Konflikt auf dem Balkan und die Migrationskrise. Zugleich verändert sich seiner Ansicht nach die religiöse Prägung Europas.
In Westeuropa und besonders in Deutschland gebe es einen dominanten Prozess der Säkularisierung und Individualisierung sowie einer religiösen Pluralisierung. In Osteuropa hingegen hätten Glauben und Religion Hochkonjunktur.
Hoffnung auf Weltsynode und Ökumene
Laut dem Erzbischof können auch die Erfahrungen der aktuellen Weltsynode der katholischen Kirche hilfreich sein, um eine Kultur der Anerkennung in Europa zu stärken. Er verwies auf ein europäisches Vorbereitungstreffen zur Synode, das im Februar in Prag stattgefunden hatte.
Zwar hätten sich dabei viele Spannungen zwischen den Katholiken verschiedener Länder gezeigt. Aber die Teilnehmer seien auch zu der Einsicht gelangt, dass Differenzen keine Quelle lähmender Angst sein müssten. Vielmehr könne aus ihnen Kraft hervorgehen, um weiter voranzuschreiten.
Treanor rief die katholische Kirche dazu auf, den ökumenischen Dialog mit den evangelisch-lutherischen und den orthodoxen Christen zu pflegen. Ähnlich dringlich seien der interreligiöse Dialog und das Gespräch zwischen Kirche und säkularer Kultur. "Deswegen sind auch Orte wie die Katholischen Akademien so wichtig für die Kirche."