DOMRADIO.DE: Nötig sind zwei Menschen, die sich lieben und an diesem Samstag zwischen 15 und 19 Uhr Zeit haben, und dann schenken Sie diesen Paaren einen Hochzeitstag. Ist das wirklich so einfach?
Jennifer Battram-Arenhövel (Evangelische Innovationspfarrstelle Region Nord Oldenburg und Kreisjugendpastorin Oldenburg Stadt): Ja, das ist es hoffentlich. Wir wollen es den Paaren nämlich gerne leicht machen. Man kommt einfach zu uns und wird an einem Empfangstresen begrüßt. Dort stellt man sich vor und wählt einen Ort, an dem man heiraten will.
Entweder unsere schöne Ohmsteder Kirche oder unter einem romantisch geschmückten Baum im Garten unseres Gemeindehauses. Dann lernt man auch schon die Pastorin oder den Pastor kennen. Das ist eigentlich alles.
DOMRADIO.DE: Kann man den Pastor oder die Pastorin dann auswählen oder wird das zugeteilt? Wie läuft das ab?
Battram-Arenhövel: Wir sind ein Team von sechs Kolleg:innen und schauen natürlich, wer gerade frei und verfügbar ist und nicht schon unterwegs ist an einer unserer Trau-Locations.
Dann können wir aber natürlich schon gucken, ob es bestimmte Wünsche gibt, weil man manche vielleicht aus anderen Bezügen kennt. Das machen wir möglich, wenn das geht.
DOMRADIO.DE: Diese Segenshochzeiten wollen Sie so gestalten, wie die Paare das gerne wollen. Was heißt das genau? Wie besonders und individuell darf es denn dann sein?
Battram-Arenhövel: Wir wollen es gerne so machen, dass wir uns mit jedem Paar zu einem Gespräch zurückziehen und erst mal versuchen herauszufinden, was die Geschichte ist, die die beiden hergeführt hat. Was wünscht sich das Paar? Dann wird es eine kurze Vorbereitungszeit geben, wo die Pastorin oder der Pastor eine ganz individuelle Ansprache schreibt und auch die Zeremonie so baut, wie das Paar es vielleicht gerade braucht.
Da geht es beispielsweise darum, ob es einen Ringwechsel geben muss oder welches Lieblingslied vorkommen muss. Was ist beiden wichtig und was brauchen sie gerade? Das versuchen wir dann möglich zu machen.
DOMRADIO.DE: Muss man schon standesamtlich verheiratet sein, um zu Ihnen zu kommen?
Battram-Arenhövel: Nein, das muss man tatsächlich nicht. Eingeladen sind alle Paare, auch die, die nicht schon standesamtlich verheiratet sind. Da sind wir ganz offen.
Wer aber schon standesamtlich geheiratet hat, kann natürlich trotzdem kommen und seine Liebe noch mal bei uns segnen lassen.
DOMRADIO.DE: Haben Sie eine Vorstellung, wie viele Hochzeiten Sie haben werden? Nehmen Sie ein großes Interesse in der Stadt wahr?
Battram-Arenhövel: Ja, das spüren wir tatsächlich. Das wurde hier in der lokalen Zeitung beworben und wir haben auch groß die Werbetrommel gerührt. Dadurch haben wir viele Anfragen gekriegt, vorher schon im Kirchenbüro und bei uns als Pastor:innen.
Dann haben wir durchgerechnet, wie viele wir maximal in der Zeit an unseren beiden Trauorten schaffen können. Da sind wir bei 24 gelandet. Wir hoffen natürlich, dass wir alle Wünsche erfüllen können und alle auch das bekommen, was sie sich vorstellen.
DOMRADIO.DE: Sonst muss es einen Nachholtermin geben ...
Battram-Arenhövel: Genau. Wir machen eigentlich alles möglich und freuen uns über alle, die kommen.
DOMRADIO.DE: Warum wollen sich so viele Menschen den Segen holen? Was meinen Sie?
Battram-Arenhövel: Das kann ich natürlich auch nur vermuten. Ich glaube aber, was ich so gehört habe, ist, dass es nicht für alle immer den richtigen Zeitpunkt gab. Es haben sich viele Paare gemeldet, die schon lange zusammen sind und sagen, sie wollten das eigentlich immer nachholen. Sie haben nur standesamtlich geheiratet und haben das nie geschafft, weil das Leben dazwischengekommen ist.
Ich habe von anderen gehört, dass sie das Gefühl haben, mit ihrer Liebesgeschichte vielleicht nicht so richtig in eine Kirche oder einen großen Traugottesdienst zu passen, weil die ein bisschen komplizierter oder ungewöhnlicher ist. Sie fühlen sich da vielleicht nicht so wohl oder gesehen.
Es gibt auch Paare, die sagen, die Erwartungen sind so groß. Wenn sie dann auch noch ein großes Hochzeitsfest feiern müssen, dann ist das einfach viel Geld, das man vorher zusammensparen muss und viel Zeit, die man investiert. Das können nicht alle leisten.
DOMRADIO.DE: Was Sie da in Oldenburg machen, ist eine Segenshochzeit und keine kirchliche Trauung. Was ist da der Unterschied?
Battram-Arenhövel: Bei der Segenshochzeit ist es so, dass wir keine Voraussetzungen haben. Das heißt, es muss niemand Mitglied der Kirche sein und es muss auch vorher keine standesamtliche Trauung stattgefunden haben. Die Urkunde muss nicht vorgezeigt werden, sondern wir segnen die Paare einfach. Das heißt aber auch, dass es kirchenrechtlich und rechtlich nicht bindend ist.
Das ist anders als bei einer klassischen kirchlichen Trauung, wo es hinterher ins Kirchbuch eingetragen wird und wo man auch eine klassische Trauurkunde bekommt. Es ist bei uns eine Segenshochzeit, also mehr eine symbolische Zeremonie, aber hoffentlich genauso schön.
DOMRADIO.DE: Die meisten Paare planen ihre Traumhochzeit schon lange im Voraus. Bei Ihnen geht es spontan und ist für alle möglich. Ist das denn genauso romantisch?
Battram-Arenhövel: Ja, hoffentlich. Wir geben uns viel Mühe. Es wird bestimmt anders, als man es kennt. Wir versuchen aber trotzdem, eine so romantische und feierliche Stimmung wie möglich aufkommen zu lassen. Wir haben uns um ganz romantische Musik bemüht und ganz viel festliche Dekoration schon vorbereitet.
Ich glaube, die eigentliche Romantik kommt dann auf, wenn sich zwei Menschen in die Augen schauen und sich ein Versprechen geben. Dann ist es vermutlich egal, ob es im teuren Brautkleid ist oder in der Lieblingsjeans. Das hoffe ich zumindest.
DOMRADIO.DE: Wie ist das Gefühl für Sie persönlich, Menschen diesen ganz besonderen Moment zu ermöglichen?
Battram-Arenhövel: Es ist einfach total schön, diese ganzen Liebesgeschichten mitzuerleben und zu hören, was die Menschen zu unserer Aktion hinbringt. Ich habe von einem Paar gehört, da möchte die Frau den Mann nach 30 Jahren überraschen. Der wünscht sich schon lange, dass sie kirchlich heiraten. Es hat aber nie gepasst. Jetzt bringt sie ihn als Überraschungsgast mit und er weiß noch gar nicht, was passiert.
Ich finde es einfach toll, so etwas zu hören und freue mich, dass wir das möglich machen können. Und ich finde es schön, dass wir als Kirche unsere Tür so weit aufmachen können und einfach alle einladen können und so mitten im Leben bei den Menschen dabei sind. Das finde ich ganz toll.
Das Interview führte Carsten Döpp.