Evangelische Kirche zieht Konsequenzen aus Missbrauchsstudie

"Anerkennungsleistungen vereinheitlichen"

Die Ende Januar veröffentlichte Studie zu sexuellem Missbrauch in der evangelischen Kirche sorgte für einen Paukenschlag. Auf der Synode im November sollen nun Entscheidungen über Konsequenzen getroffen werden.

Kirsten Fehrs mit EKD-Missbrauchsstudie / © Daniel Pilar (KNA)
Kirsten Fehrs mit EKD-Missbrauchsstudie / © Daniel Pilar ( KNA )

Knapp acht Monate nach Veröffentlichung der evangelischen Missbrauchsstudie sind nach Angaben von Bischöfin Kirsten Fehrs erste Konsequenzen gezogen worden. 

Es sei etwa eine Richtlinie erarbeitet worden, wie die Anerkennungsleistungen vereinheitlicht werden könnten, sagte die Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) am Donnerstag im Deutschlandfunk. Derzeit fallen die Anerkennungsleistungen je nach Landeskirche unterschiedlich aus.

EKD-Missbrauchsstudie / © Daniel Pilar (KNA)
EKD-Missbrauchsstudie / © Daniel Pilar ( KNA )

Die Ende Januar vorgestellte Forum-Studie zu sexuellem Missbrauch hatte mindestens 1.259 mutmaßliche Täter und 2.225 Betroffene in den 20 Landeskirchen der EKD sowie der Diakonie festgestellt und von einer vermutlich noch sehr viel höheren Dunkelziffer gesprochen.

Zudem hatte die Studie auf kirchliche Strukturen hingewiesen, die die Taten und deren Vertuschung begünstigt hätten.

Betroffene besser miteinander vernetzen

Weiter erklärte Fehrs, Betroffene sollten zudem die Möglichkeit erhalten, sich besser zu vernetzen und auszutauschen. Ein entsprechendes digitales Forum sei in Arbeit. Zudem müsse überlegt werden, wie Betroffene stärker am Disziplinarrecht beteiligt werden könnten.

Auch im theologischen Bereich müsse eine Reflexion stattfinden, so Fehrs. Es gebe etwa kein Recht, eine Vergebung einzufordern, wie dies Täter bei Missbrauchsopfern gemacht hätten. Gott könne auch nicht hinter dem Rücken der Opfer vergeben, so die Bischöfin.

Die evangelische Kirche müsse das Thema Prävention und Aufarbeitung von Missbrauch stärker etwa in der Theologenausbildung einbringen. Auf der kommenden Synode, die im November stattfinden, solle dazu Entscheidungen getroffen werden.

MHG-Studie der Bischofskonferenz und ForuM-Studie der EKD

Die vor fünf Jahren veröffentlichte MHG-Studie der katholischen Deutschen Bischofskonferenz und die ForuM-Studie zum Missbrauch in der evangelischen Kirche lassen sich nur bedingt miteinander vergleichen. Ziel ist es jeweils, Umfang und Strukturen des Missbrauchs in katholischer und evangelischer Kirche zu ermitteln. Die Kirchen sind auch Auftraggeber der Studien.

MHG-Studie / © Harald Oppitz (KNA)
MHG-Studie / © Harald Oppitz ( KNA )
Quelle:
KNA