Ex-Generäle bleiben nach Putschversuch in Bolivien in Haft

Mutmaßliche Anführer an mutmaßlichem Putsch

Nach dem mutmaßlichen Putschversuch in Bolivien muss Ex-General Juan José Zúñiga in Haft bleiben. Ein Richter ordnete gegen den ehemaligen Armeechef und zwei weitere hochrangige Generäle eine sechsmonatige Untersuchungshaft an.

Anhänger der Regierung fordern nach dem gescheiterten Putschversuch Gefängnisstrafen für die Mitglieder der Streitkräfte, die daran teilgenommen haben. / © Radoslaw Czajkowski (dpa)
Anhänger der Regierung fordern nach dem gescheiterten Putschversuch Gefängnisstrafen für die Mitglieder der Streitkräfte, die daran teilgenommen haben. / © Radoslaw Czajkowski ( dpa )

Das berichtet die Zeitung "Los Tiempos" am Freitagabend (Ortszeit). Den Ex-Militärs werden Terrorismus und Beteiligung an einem bewaffneten Aufstand vorgeworfen. Ihnen drohen bei einer Verurteilung bis zu 20 Jahre Haft.

Zúñiga gilt als Anführer eines mutmaßlichen Putschversuches am Mittwoch, der aber nach wenigen Stunden beendet wurde. Zwei gepanzerte Wagen hatten das Tor des Präsidentenpalastes durchbrochen, Soldaten hatten das Stadtzentrum von La Paz besetzt. Präsident Luis Arce tausche danach die gesamte Armeespitze aus. 

Spekulationen um das Motiv

21 weitere Militärs wurden festgenommen, wie Innenminister Eduardo del Castillo sagte. Zúñiga sei die Schlüsselfigur und in ein Hochsicherheitsgefängnis in die Stadt El Alto gebracht worden.

Über die Gründe des vereitelten Staatsstreiches wird weiter spekuliert. Zúñiga hatte ausgesagt, er sei von Präsident Arce angestiftet worden, der mit der niedergeschlagenen Rebellion seine Popularität erhöhen wollte. Arce wies diese Darstellung zurück.

Instrument eines politischen Machtkampfes

Teile der Opposition und auch Anhänger von Ex-Präsident Evo Morales zweifeln jedoch die offizielle Version der Regierung an. Was sei das für ein Putsch, ohne Schüsse, ohne Verletzte, fragte Morales auf einer Pressekonferenz in Cochabamba laut dem Medienbericht.

Die ehemaligen Verbündeten Morales und Arce liefern sich innerhalb der Regierungspartei MAS einen erbitterten Machtkampf. Sie wollen beide bei der Präsidentschaftswahl im nächsten Jahr als Kandidaten antreten und mobilisieren schon jetzt ihre Anhänger. Morales, der Bolivien von 2006 bis 2019 regierte, ist noch Vorsitzender der sozialistischen Partei MAS.

Kirche in Bolivien

Von den knapp 12 Millionen Einwohnern Boliviens sind nach offiziellen vatikanischen Angaben 82,5 Prozent Katholiken. Die katholische Kirche in Bolivien besteht aus 27 Bistümern und Bistums ähnlichen Verwaltungseinheiten. Sie unterhält landesweit rund 1.800 Kindergärten, Schulen, Universitäten und Seminare.

Der Priestermangel ist groß. Je 7.700 Katholiken kommen auf einen Priester; zum Vergleich: in Deutschland sind es 1.500. Der höhere Klerus besteht zu einem beachtlichen Teil aus Weißen; einige Bischöfe sind Europäer.

Franziskus in Bolivien (dpa)
Franziskus in Bolivien / ( dpa )
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epd