Experte warnt vor Zusammenarbeit mit Moscheeverband Ditib

Ins Gespräch gehen

Der Kölner Publizist Eren Güvercin hat Bund und Länder vor einer weiteren Zusammenarbeit mit dem Moscheeverband Ditib gewarnt. Der Moscheeverband sei "nur noch ein Sprachrohr" des türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdogan.

Ehrenfelder Ditib-Moschee und Kölner Dom / © Rolf Vennenbernd (dpa)
Ehrenfelder Ditib-Moschee und Kölner Dom / © Rolf Vennenbernd ( dpa )

Das schreibt Güvercin in einem Beitrag für die Zeitschrift "Publik-Forum" (Freitag). Ditib bezeichne sich selbst als Religionsgemeinschaft, sei aber "personell, strukturell und finanziell abhängig vom türkischen Staat, der sie kontrolliert". Güvercin nennt als Beispiel unter anderem Auftritte von AKP-Politikern in Ditib-Gemeinden vor der Wahl in der Türkei, die für Erdogan geworben hätten.

Muss berücksichtigt werden

Güvercin fordert die Politik auf Bundes- und Länderebene sowie die Kirchen auf, die Verbindung zur Türkei bei Zusammenarbeiten mit Ditib zu berücksichtigen. "Staatsverträge mit dem organisierten Islam unter Beteiligung der Ditib sind das falsche Signal", so der Publizist. Er betont: "Es kann keinen interreligiösen Austausch mehr geben ohne Probleme anzusprechen wie den türkischen Nationalismus, antidemokratische Haltungen und die Abhängigkeit von einem Autokraten."

Isolation nicht die Lösung

Den Verband zu isolieren sei der falsche Weg. Vielmehr gelte es, mit Ditib-Gemeinden ins Gespräch zu kommen. Sie dürften "jetzt erst recht nicht" sich selbst überlassen werden. Im Gespräch mit Ditib-Spitzenpersonal müssten strukturelle Probleme klar benannt und außerdem signalisiert werden, dass es ohne strukturelle Änderungen keine Fortschritte in der Zusammenarbeit geben werde. Die Ditib-Strukturen würden den Bedürfnissen und Ansprüchen der deutschen Muslime heute nicht gerecht. "Trotzdem lassen wir zu, dass Erdogan über seine Strukturen das muslimische Leben in Deutschland aus Ankara mehr gestaltet als wir hier vor Ort", schreibt Güvercin.

Islamverband Ditib

Zur Türkisch-Islamischen Union (Ditib) gehören bundesweit mehr als 900 Ortsgemeinden. Die größte islamische Organisation in Deutschland vertritt nach eigenen Angaben über 70 Prozent der in Deutschland lebenden Muslime. Gegründet wurde der Dachverband, der in Köln sitzt, 1984 als eingetragener Verein.

Logo der Ditib in Stuttgart / © Marijan Murat (dpa)
Logo der Ditib in Stuttgart / © Marijan Murat ( dpa )
Quelle:
KNA