Finanzexperte: Entwicklungsländer besonders von Finanzkrise betroffen

Dramatische Belastung

Entwicklungsländer sind nach Einschätzung des Finanzmarktexperten Peter Wahl in besonderem Maße von der gegenwärtigen internationalen Finanzkrise betroffen. "Die Haushalte der Industrieländer werden durch die Rettungspakete für Banken dramatisch belastet", sagte Wahl, Mitarbeiter der entwicklungspolitischen Organisation WEED. Dadurch werde es für sie sehr schwierig, die geplante Steigerung der Entwicklungshilfe einzuhalten.

 (DR)

Um die Folgen der Krise für die ärmsten Länder abzumildern, forderte Wahl einen internationalen Notfonds unter Ägide der Vereinten Nationen. Sonst seien die Millenniumsziele zur Armutsbekämpfung nicht zu erreichen. Die Entwicklungsländer könnten sich auch kaum selber helfen: «Ihre Exporte werden zurückgehen und die Investitionen der anderen Länder auch.» Hinzu komme, dass die
Nahrungsmittel- und Rohstoffpreise dramatisch zugenommen hätten und viele dieser Länder auf Importe angewiesen seien. «Die Preise für Weizen und Reis sind in den vergangenen zwei Jahren um 120 Prozent gestiegen», sagte Wahl.

Auf der Jahrestagung des Internationalen Währungsfonds (IWF) und der Weltbank vom 11. bis 13. Oktober wird Wahl zufolge über langfristige Maßnahmen gegen die Finanzkrise debattiert werden. «Die Chefs beider Organisationen treten für bedeutend mehr politische Regulierung und weniger freien Markt ein», betonte Wahl mit Blick auf jüngste Äußerungen von Dominique Strauss-Kahn und Robert B. Zoellick.

Dabei werde der Einfluss der großen Entwicklungsländer zunehmen, denn «der Crash an der Wall Street ist eine Bankrotterklärung des herrschenden wirtschaftspolitischen Leitbildes», so der Experte. Es habe sich die Notwendigkeit gezeigt, sich an Vorstellungen der anderen anzupassen. Es sei auffallend, dass einige Entwicklungsländer wie China Erfolge bei der Armutsbekämpfung vorweisen könnten, während andere, die sich an die Strukturanpassungsprogramme des IWF gehalten hätten, immer mehr Probleme hätten.

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