Der Direktor des Jesuiten-Flüchtlingsdienstes in Deutschland, Stefan Keßler, warnt davor, Terrorismus und Straftaten mit Migration zu vermischen. Dies sei "ein hoch gefährliches Problem der Debatte", sagte Keßler dem Portal kirche-und-leben.de.
Es stehe außer Frage, dass die öffentliche Sicherheit nach Taten wie in Solingen und Mannheim bewahrt werden müsse. Die Taten hätten aber mit Flucht nichts zu tun, so Keßler. "Das waren Straftäter. Flucht und Zuwanderung sind nicht der Grund der Tat."
Gegen Grenzkrontrollen
Der Ordensmann warnte davor, Menschen, die Schutz vor Verfolgung, Krieg und Gewalt suchten, pauschal mit Straftätern in einen Topf zu werfen. Insofern sei die Debatte um Aufnahme von Schutzsuchenden nicht mehr an der Sache orientiert, sondern werde "nur noch aus populistisch-parteipolitischen Motiven" geführt.
Die Lebenssituation einzelner Menschen in Deutschland verbessere sich nicht, wenn Grenzkontrollen eingeführt würden. Davon werde weder mehr bezahlbarer Wohnraum gebaut noch das Schulsystem verbessert, so der Direktor des Flüchtlingsdienstes.
Keßler sprach sich dafür aus, mit Geflüchteten und Zuwanderern zu sprechen, nicht über sie. Gerade Christen sollten in Diskussionen und Politik betonen, dass diese Menschen als Individuen mit jeweils eigener Geschichte gesehen würden, nicht als "gesichtslose Masse".
Für eine solidarische Haltung gegenüber Geflüchteten
Eine solidarische Haltung gegenüber Geflüchteten und Migranten hält Keßler nicht für naiv. Vielmehr gehöre es zu den "Grundwerten unserer Gesellschaft, Menschen Schutz zu bieten, die auf ihn angewiesen sind". Seiner Beobachtung nach kommen in der aktuellen Debatte Menschen, die sich für Geflüchtete engagieren, kaum zu Wort.
Der Jesuiten-Flüchtlingsdienst ist weltweit in mehr als 50 Ländern vertreten. In Deutschland engagiert er sich seit 1995 unter anderem für Abschiebehäftlinge. Er leistet Seelsorge, Rechtsberatung und unterstützt Kirchenasyle.