Forscher und Theologen betonen Chancen der Fußball-EM

Positiv für die Gesellschaft, aber kein Allheilmittel

Die Fußball-EM in Deutschland ist mit einem 5:1-Sieg der deutschen Nationalmannschaft gegen Schottland gestartet. Wissenschaftler und Theologen betonen das Potenzial des Events für die Gesellschaft, betonen aber auch dessen Grenzen.

Deutsche Fans feiern auf der Tribüne. / © Tom Weller (dpa)
Deutsche Fans feiern auf der Tribüne. / © Tom Weller ( dpa )

Die am Freitagabend gestartete Fußball-Europameisterschaft in Deutschland kann nach Ansicht des Politikwissenschaftlers Jürgen Mittag in Krisenzeiten eine entlastende Funktion haben. 

Fußball könne Stimmungen beeinflussen und verstärken, sagte der Professor für Sport und Politik an der Deutschen Sporthochschule Köln am Samstag im WDR5-"Morgenecho". 

Der katholische Kölner Stadtdechant Robert Kleine sieht in der EM die Chance für ein Fest der Begegnung von Fußballern, Fans, Zuschauerinnen und Zuschauern, Nationen sowie Kulturen.

Albärt, Maskottchen der Fußball-EM 2024, steht bei der Präsentation des Fußball-EM-Pokals in der Allianz Arena. / © Peter Kneffel (dpa)
Albärt, Maskottchen der Fußball-EM 2024, steht bei der Präsentation des Fußball-EM-Pokals in der Allianz Arena. / © Peter Kneffel ( dpa )

Sport ist laut Wissenschaftler Mittag ein wesentlicher Bestandteil von Kommunikation und bringt Menschen zusammen, "gerade in einer Gesellschaft, die zunehmend sich fragmentierter präsentiert". "Aber, dass Sport als Allheilmittel dienen kann, das wäre eine Überverantwortung an den Sport", betonte er. 

Denn so, wie der Fußball eine zusammenbringende und verstärkende Wirkung habe, könne es auch ins Gegenteil laufen, wenn die Ergebnisse schlechter seien. "Dann kann es in der Tat auch dazu kommen, dass das positive Moment relativ schnell ins Gegenteil umschlägt", unterstrich der Geschichts- und Politikwissenschaftler.

"Intensives Gemeinschaftsgefühl dank Sport"

In einem ökumenischen und mehrsprachigen Gottesdienst zur EM im Kölner Dom, betonte Stadtdechant Kleine am Samstag, dass Sport im Allgemeinen und Fußball im Speziellen, "einen wertvollen Beitrag zu einem zufriedenen, sinnerfüllten Leben leisten" könnten. 

"Das Spiel unterbricht die Zeit, lässt uns Stress und soziale Schranken vergessen", sagte er. Daraus könne eine Feier der europaweiten Gemeinschaft und eine Gelegenheit für ein "intensives Gemeinschaftsgefühl" entstehen.

"Aber genauso gut kann die EM Konkurrenz, Respektlosigkeit oder Gewalt fördern", unterstrich der katholische Stadtdechant. "Solange wir nur die Gemeinschaft zu den Gleichgesinnten suchen und die anderen nur als Gegner sehen, die wir auf dem Spielfeld besiegen wollen, sind die Fußballspiele bitterer Ernst." 

Schweizer Fans feiern vor dem Spiel in Köln auf der Tribüne. / © Rolf Vennenbernd (dpa)
Schweizer Fans feiern vor dem Spiel in Köln auf der Tribüne. / © Rolf Vennenbernd ( dpa )

Deswegen gehe es darum, von Jesus und seiner aus seinen Jüngern bestehenden Mannschaft
zu lernen. "Dann werden wir auch die friedvolle und freundschaftliche Begegnung mit den Menschen, die andere Teams anfeuern, suchen", unterstrich Kleine.

Ähnlich äußerte sich auch der evangelische Stadtsuperintendent Bernhard Seiger. "Der Sport kann uns helfen, Fairness zu lernen, er schafft Begegnung, Freude und Glück", betonte er. Der Theologe unterstrich auch die besondere Rolle der Hymnen - sowohl im Stadion als auch die Gesänge in den Kirchen: 

"Wir singen und lassen uns mitreißen. Wir wissen, die Hymnen haben schon andere vor uns gesungen, und wir selber auch schon, und sie geben Halt und Trost."

Hohe Zuschauerzahlen

Die UEFA Euro 2024 findet vom 14. Juni bis zum 14. Juli in mehreren deutschen Städten statt. Das Finale ist in Berlin geplant.  

Das Eröffnungsspiel zwischen Deutschland und Schottland in München haben am Freitagabend im ZDF durchschnittlich 22,5 Millionen Zuschauer und Zuschauerinnen ab drei Jahren verfolgt, wie das ZDF am Samstagmorgen im Teletext mitteilte. 

Das entspreche einem Marktanteil von 69 Prozent. Die um 21 Uhr angepfiffene Begegnung endete 5:1 für Deutschland.
 

Quelle:
epd