Franziskaner-Leiter plädiert für neue Sexualmoral

"Sie muss sich verändern"

Der neue Leiter der deutschen Provinz des Franziskanerordens, Bruder Markus Fuhrmann, spricht sich für Veränderungen in der katholischen Sexualmoral aus. Der Ordensmann hatte sich selbst vor einigen Wochen als homosexuell geoutet.

Ein homosexuelles Paar unter einem Schirm in Regenbogenfarben / © Serhiy Bondar (shutterstock)
Ein homosexuelles Paar unter einem Schirm in Regenbogenfarben / © Serhiy Bondar ( shutterstock )

Die Kirche in Deutschland müsse eine Kirche sein, "die geschlechtergerecht ist, eine, die sich klar auf die Seite der Armen und Bedrängten stellt, und eine Kirche, die sensibel für Fragen der Sexualmoral ist", sagte Bruder Markus Fuhrmann am Wochenende dem Münchner katholischen Portal mk-online: "Denn so, wie diese Moral bislang offiziell gelehrt wird, dient sie nicht dem Leben. Sie muss sich verändern beziehungsweise weiterentwickeln."

Positive Reaktionen nach Outing

Der Ordensmann, der sich vor einigen Wochen als homosexuell geoutet hatte, berichtete über viele positive Reaktionen seiner Mitbrüder vor und bei seiner Wahl. Sie hätten es begrüßt, dass er dies offen angesprochen habe: "Ich bekomme viel Zuspruch und vielleicht kann dieser Funke der Wertschätzung auch auf andere Bereiche der Kirche überspringe. Ich fände das schön."

Auch wenn er als Ordensmann im Zölibat lebe, also ohne sexuelle Beziehungen, sei es für ihn eine "Frage der eigenen Wahrhaftigkeit" gewesen, seine Homosexualität öffentlich zu machen: "Wenn ich selbst schwul bin, dann möchte ich zeigen, dass ich damit auch in diesem Amt Teil der Kirche sein kann. Das ist deshalb wichtig, weil das eigentlich in der Kirche so nicht sein soll."

Unterstützung für Reformen des Synodalen Wegs

In der katholischen Kirche gebe es "leider viel zu viel institutionelle Heuchelei", fügte Fuhrmann hinzu: "Also dass es was gibt, was es eigentlich nicht geben darf, dabei wissen alle, dass es doch da ist. Ich möchte dafür werben, das doch mal als Chance zu sehen, dass wir als Kirche bunt sind, dass die Kirche (auch) queer ist, dass das von Gott gewollt ist, dass dies der Schöpfungsvielfalt entspricht und deshalb ganz normal ist."

Fuhrmann stellte sich auch hinter viele Forderungen aus dem Reformprojekt Synodaler Weg der Kirche in Deutschland: "Ich bin für ein kritisches Überdenken des Zölibats in der priesterlichen Lebensform und ich bin für den Zugang für Frauen zu Weiheämtern."

Am Mittwoch hatten rund 60 Brüder der Deutschen Franziskanerprovinz in Ohrbeck bei Osnabrück eine neue Provinzleitung gewählt. Der bisherige Provinzialminister Cornelius Bohl hatte seine maximale Amtszeit erreicht und stand nicht zur Wiederwahl. Zu seinem Nachfolger wurde Bruder Markus Fuhrmann gewählt. Er war zuletzt in der Wohnungslosenseelsorge in Köln tätig. Zur deutschen Franziskanerprovinz gehören nach Angaben des Ordens etwa 300 Franziskaner.

Synodaler Weg

Der Begriff "Synodaler Weg" verweist auf das griechische Wort Synode. Es bedeutet wörtlich "Weggemeinschaft"; im kirchlichen Sprachgebrauch bezeichnet Synode eine Versammlung von Bischöfen oder von Geistlichen und Laien.

Der Reformdialog Synodaler Weg dauerte von Ende 2019 bis Frühjahr 2023. Dabei berieten die deutschen katholischen Bischöfe und das Zentralkomitee der deutschen Katholiken (ZdK) zusammen mit weiteren Delegierten über die Zukunft kirchlichen Lebens in Deutschland.

Das gelochte Metallkreuz und Teile des Schriftzugs Synodaler Weg  / © Julia Steinbrecht (KNA)
Das gelochte Metallkreuz und Teile des Schriftzugs Synodaler Weg / © Julia Steinbrecht ( KNA )
Quelle:
KNA