"Wir sind auf dem Papier und in der Theologie in vielen Fragen schon sehr nah beieinander, aber im kirchlichen Leben vor Ort ist das zu oft noch nicht wirklich angekommen", sagte der Prior der ökumenischen Taize-Gemeinschaft am Rande der ÖRK-Versammlung der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA). Zudem beobachte er bei einer Vielzahl von jungen Menschen zwar ein großes spirituelles Interesse - und gleichzeitig eine kirchliche Entfremdung.
Bätzing warnt vor gesellschaftlicher Spaltung
Der Vorsitzende der katholischen Deutschen Bischofskonferenz, Bischof Georg Bätzing, sagte, die ÖRK-Vollversammlung mache Mut, den Dialog der verschiedenen Kirchen und christlichen Gemeinschaften zu verstärken. Er freue sich auf die internationalen Begegnungen in Karlsruhe.
Bätzing warnte zugleich vor einer weiteren gesellschaftlichen Spaltung. "Leider Gottes haben wir auch in der Kirche die Erfahrung gemacht, dass es von Anfang an Tendenzen gibt, sich zu spalten, eher Unterschiede zu betonen statt zu einen." Es sei aber klar: "Nicht in der Spaltung liegt die Zukunft, sondern in der Einigung."
Der Bischofskonferenzvorsitzende zeigte sich überzeugt, die katholische Kirche könne auf ihrem Weg zu mehr "Synodalität" - also bei einer breiteren Beteiligung der Basis bei der Gestaltung kirchlichen Lebens - vom ökumenischen Dialog lernen. "Da hilft ein Blick nach links und rechts", so der Bischof.
Bätzing und Frere Alois nehmen als Gäste an der 11. ÖRK-Vollversammlung teil. Die katholische Kirche ist kein offizielles Mitglied des christlichen Dachverbands. Bis zum 8.9. tagen in Karlsruhe rund 4.000 Delegierte und Experten von Kirchen und christlichen Gemeinschaften aus mehr als 100 Staaten.