Für AfD-Politiker Krah ist die Katholische Kirche zu links

Auch als Katholik extrem

Maximilian Krah ist bekannt für seine rechtsradikalen Aussagen. Auch in religiösen Belangen schreckt der gläubige Katholik nicht vor extremen Statements zurück. An der Politik der Katholischen Kirche in Deutschland äußert er Kritik.

Autor/in:
Birgit Wilke
Maximilian Krah (AfD) kommt zur konstituierenden Sitzung der AfD-Fraktion im Deutschen Bundestag am 25.02.2025 / ©  Bernd von Jutrczenka (dpa)
Maximilian Krah (AfD) kommt zur konstituierenden Sitzung der AfD-Fraktion im Deutschen Bundestag am 25.02.2025 / © Bernd von Jutrczenka ( (Link ist extern)dpa )

Selbst die AfD-Spitze mied im vergangenen Jahr gemeinsame Auftritte mit ihm: Nach problematischen Aussagen zur von Adolf Hitler gegründeten SS ("Ich werde nie sagen, dass jeder, der eine SS-Uniform trug, automatisch ein Verbrecher war") durfte Maximilian Krah in der heißen Wahlkampfphase der Europawahl nicht mehr öffentlich auftreten. Zudem musste er seinen Platz im Parteivorstand räumen. In Brüssel wurde die AfD aus der ID-Fraktion ausgeschlossen. 

Nichtsdestotrotz holte Krah bei der Bundestagswahl mit 44,2 Prozent ein Direktmandat in seinem sächsischen Wahlkreis. Seit der Fraktionssitzung der Partei am Dienstag ist klar, dass Krah neben dem ebenfalls umstrittenen Politiker Matthias Helferich - dieser bezeichnete sich selbst schon mal als "das freundliche Gesicht des NS" - , als Teil der AfD-Fraktion im Bundestag sitzen wird. 

Maximilian Krah, AfD Sachsen / © Michael Kappeler (dpa)

Wegen seiner Nähe zu Russland und China, vor allem aber wegen rechtspopulistischer Aussagen ist Krah bereits des Öfteren aufgefallen. Das Bundesamt für Verfassungsschutz stuft einige seiner Äußerungen als völkisch-nationalistisch, islamfeindlich, fremdenfeindlich und verfassungsfeindlich ein. 

Weniger bekannt ist, dass der 48-Jährige katholisch ist und ultrakonservativen Traditionalisten nahesteht, die unter anderem die Reformen des Zweiten Vatikanischen Konzils ablehnen. 

Und dass ihm die katholische Kirche in Deutschland ein Dorn im Auge ist. Sie kümmere sich zu viel um "Politik, Klima und Gender", sagte er dem Online-Format "Jung und Naiv". Sie sei eine "furchtbare Idiotenveranstaltung", nur noch eine x-beliebige Nichtregierungsorganisation und keine geistig-spirituelle Bewegung mehr.

Anwalt der Piusbrüder 

Krah wuchs in Dresden auf. Als Katholik nahm er in der anti-kirchlichen DDR eine Sonderrolle ein. Seine Mutter sei "Taufschein-Protestant", sein Vater zwar katholisch, aber nicht besonders fromm gewesen, sagte er. Krah besuchte das evangelische Kreuzgymnasium. 

Stolz erzählte er in dem Interview von einer Begegnung mit einer Lehrerin, die in der DDR SED-Parteisekretärin der Schule gewesen sei. Sie sei sichtlich irritiert gewesen, als er erzählt habe, dass er an die Jungfrauengeburt glaube. 

Nach Wehrdienst und Jurastudium arbeitete er als Rechtsanwalt. Tätig war er unter anderem für die traditionalistische Piusbruderschaft. In deren Auftrag kümmerte er sich jahrelang um millionenschwere Vermögenstransaktionen. 

Maximilian Krah, Spitzenkandidat der AfD zur Europawahl, sitzt bei einer Wahlveranstaltung am 11.05.2024 in einem Sportwagen / © Stefan Puchner (dpa)
Maximilian Krah, Spitzenkandidat der AfD zur Europawahl, sitzt bei einer Wahlveranstaltung am 11.05.2024 in einem Sportwagen / © Stefan Puchner ( (Link ist extern)dpa )

Als ihr Justiziar fungierte er zu Beginn der Affäre um den inzwischen verstorbenen britischen Holocaust-Leugner und Traditionalistenbischof Richard Williamson. Er war sogar dessen Rechtsbeistand vor Gericht. 

Parallel bastelte Krah an seiner politischen Karriere: Noch zu Schulzeiten wurde er Mitglied der Jungen Union und für kurze Zeit Mitarbeiter einer CDU-Bundestagsabgeordneten. Unter anderem wegen Kritik an der Flüchtlingspolitik von Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) trat er 2016 aus der CDU aus und kurze Zeit später in die AfD ein. 

Hier stieg er schnell auf: 2018 wurde er stellvertretender Vorsitzender der AfD Sachsen, im selben Jahr zog er ins Europaparlament ein. 2022 wurde er in den Bundesvorstand gewählt. 

"Echte Männer sind rechts" 

Größere Bekanntheit erreichte Krah durch die Sozialen Medien, vor allem durch TikTok. Dort warb er mit Slogans wie "echte Männer sind rechts". Wegen seiner hedonistischen Lebensweise - gerne zeigt er sich in feinem Anzug mit Zigarre und einem alkoholischen Getränk - trägt er den Spitznamen "Schampus-Max".

Auf die Frage, ob er sich vorstellen könne, dass Jesus die AfD gewählt hätte, sagte er: "Jesus war revolutionär. Ich glaube, es gibt keine Partei die im Moment revolutionärer ist als die AfD." Familie besteht für Krah aus "Vater, Mutter, Kind". 

Sie sei ein Ort, an dem Erziehung stattfinde und an dem Wertvorstellungen und Traditionen weitergegeben würden. Das sei allerdings ein Ideal, dem er selbst nicht gerecht geworden sei. Krah ist Witwer, mit seiner Frau hat er vier Kinder, zudem hat er vier Kinder aus zwei weiteren Beziehungen.

Kritik an Papst Franziskus 

Seine Kritik gilt nicht nur der Kirche in Deutschland, sondern auch Papst Franziskus. So betonte er im Gespräch mit der "Tagespost", er halte das Kirchenoberhaupt "für eine absolute Katastrophe". Dessen symbolische Handlungen stellten "teilweise einen direkten Angriff auf die katholische Tradition dar". 

Krah schätzt Begriffe wie "Altparteien" oder "Umvolkung". Er bezeichnet sich als rechts, um sich von Konservativen abzugrenzen. Folgerichtig trägt auch sein vor zwei Jahren erschienenes Buch den Titel: "Politik von rechts. Ein Manifest". 

Klare Worte fand der SPD-Politiker und ehemalige Bundestagspräsident Wolfgang Thierse über Krah: "Demokratie-Ablehnung, Fremdenhass und Minderheiten-Feindlichkeit stehen im Widerspruch zu christlichen Grundüberzeugungen", sagte Thierse, selbst Katholik, der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA). "Man kann nicht zugleich Katholik und ein Fremdenfeind sein." 

Studie: AfD weniger christlich als vor sieben Jahren

Die AfD beschwört in Reden immer wieder das "christliche Abendland". Gleichzeitig halten Wissenschaftler die Positionen der rechten Partei für nicht vereinbar mit einer christlich verstandenen Politik. Das geht aus der Neuauflage einer Studie der Universität Münster hervor. Die Positionen der AfD und der katholischen Kirche lägen vielmehr noch weiter auseinander als vor einigen Jahren, sagt einer der Autoren der Studie, der Sozialethiker Alexander Filipovic.

Eine Papiertasche der Partei AfD hängt an einem Haken in einer Kirchenbank / © Harald Oppitz (KNA)
Eine Papiertasche der Partei AfD hängt an einem Haken in einer Kirchenbank / © Harald Oppitz ( (Link ist extern)KNA )