Das sagte der Direktor des Zentrums für Islamische Theologie (ZIT) an der Universität Münster, Mouhanad Khorchide, am Dienstag der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA).
Die Gemeinschaft sei Anfang März als Verein gegründet worden. Ein Ziel sei, für das Land Nordrhein-Westfalen Ansprechpartner beim islamischen Religionsunterricht zu sein, so Khorchide, der auch Vorsitzender der Gemeinschaft ist.
Nicht organisierten Muslimen in Deutschland eine Stimme geben
Der Islam weise vielfältige theologische, kulturelle und strukturelle Ausprägungen auf, die von den bestehenden muslimischen Institutionen in Deutschland "nicht in Gänze repräsentiert werden", heißt es in der Gründungserklärung. "Wir haben das Ziel, den nicht organisierten Muslimen in Deutschland eine Stimme zu geben."
Die neue Gemeinschaft wurde laut Khorchide bewusst nicht mit dem Label "liberal" versehen, um deutlich zu machen, dass die von ihr vertretene Theologie rund um die Begriffe Barmherzigkeit und Liebe inmitten der islamischen Lehre stehe. Die Gemeinschaft bekennt sich zu Rede- und Meinungsfreiheit und wendet sich "gegen jede Form von Intoleranz" sowie "antimuslimische, antisemitische, rassistische, deutschenfeindliche und homophobe Stereotypen und andere menschenverachtende Hassideologien".
Weiter heißt es in der Gründungserklärung: "Wir lehnen religiös begründete Traditionen und Gesetze ab, die im Widerspruch zu den Menschenrechten beziehungsweise zum deutschen Gesetz stehen."
Zusammenarbeit der Landesregierung mit Muslimen
Die nordrhein-westfälische Landesregierung hatte angekündigt, ihre Zusammenarbeit mit den Muslimen auf "eine neue Grundlage" zu stellen. Neben "bewährten Kooperationspartnern" sollten auch "liberale, weltoffene muslimische Vereine und Verbände" in die Dialogarbeit einbezogen werden.
Bisher kooperiert Düsseldorf mit den im Koordinationsrat der Muslime (KRM) vertretenen Verbänden Islamrat (IR), Verband der Islamischen Kulturzentren (VIKZ) und Zentralrat der Muslime (ZMD). Nach Spionagevorwürfen und Kriegspropaganda ruht seit 2016 die Zusammenarbeit mit dem deutsch-türkischen Moscheeverband Ditib.
Khorchide ist seit 2010 in Münster Professor für Islamische Religionspädagogik und verantwortlich für den bundesweit ersten Ausbildungsgang für muslimische Religionslehrer. 2013 hatten sich die KRM-Verbände von ihm distanziert. Obwohl sie zunächst die Zusammenarbeit mit ihm aufgekündigt hatten, ist Khorchide weiter in Münster tätig.
Neben Khorchide und Güler gehören auch die feministische islamische Theologin Dina El Omari und der Islamwissenschaftler Marwan Abou Taam dem aus sechs Personen bestehenden Vorstand der neuen Gemeinschaft an. Bekenntnisgebunde Muslime können laut Khorchide ordentliche und Nicht-Muslime außerordentliche Mitglieder werden. Die Gemeinschaft sei im Gespräch mit zwei islamischen Gemeinden, um zunächst dort ein Moscheeleben zu entfalten. Geplant seien weitere Moscheen in vielen Städten, eine virtuelle Freitags-Predigt und ein muslimisches Bildungswerk für Erwachsene.