Das organisierte Verbrechen verfüge über große Finanzreserven und könne leicht von der gegenwärtigen Krise profitieren, sagte Ciotti dem Portal Vatican News (Samstag). Der Staat müsse dringend eingreifen, um diese Gefahr abzuwenden.
Mit dem Stopp ganzer Produktionszweige und der daraus folgenden Arbeitslosigkeit biete sich der Mafia eine einzigartige Gelegenheit. "Die warten auf nichts anderes", so der Anti-Mafia-Priester weiter. Viele Schwarzarbeiter und andere ohne soziale Sicherung und Unterstützung litten besonders unter der Krise. Die Mafia sei in der Hinsicht "ein bisschen wie eine Bank". Sie springe schnell mit Krediten ein und mache Menschen dann von sich abhängig.
Vorraussetzungen für Erstarken der Mafia
Zudem profitiere das organisierte Verbrechen vom Schwarzmarkt mit geraubter oder gefälschter medizinischer Ausrüstung - von Schutzmasken und Desinfektionsmitteln bis hin zu kompletten Beatmungsgeräten. Dies habe ihm ein Freund aus London berichtet, sagte Ciotti. Schließlich würden online auch vermeintliche Wundermittel angeboten.
Eine weitere Gefahr droht nach Aussage des Aktivisten mit dem wachsenden Unmut unter der von den wirtschaftlichen Folgen stark betroffenen Bevölkerung. Hier und da gebe es dafür deutliche Anzeichen, sagte Ciotti. Handlanger der Mafia stünden bereit, den Unmut zu schüren, um so das staatliche System weiter zu schwächen und dadurch den eigenen Einfluss zu stärken.
Der aus Norditalien stammende Ciotti ist Gründer und Leiter der Dachorganisation Libera, die sich besonders im Kampf gegen die Mafia engagiert. Ihr Ziel ist es nach eigenen Angaben, die Erinnerung an die unschuldigen Opfer der Mafia wachzuhalten sowie für Bürgerrechte, Demokratie und soziale Gerechtigkeit einzutreten.