"Sie werden demnächst 60. Wie werden Sie feiern?" Als der Limburger Bischof Georg Bätzing dies vor einigen Wochen gefragt wurde, konnte er in der Rubrik "Sagen Sie jetzt nichts" im Magazin der "Süddeutschen Zeitung" nur mit den Schultern zucken. Feiern und Corona, das geht einfach nicht zusammen.
Das merkten die Kirchen auch Ostern 2021, als sie endlich wieder das wichtigste Fest der Christenheit feiern wollten - und durch das mutierende Coronavirus erneut erheblich ausgebremst wurden.
Bätzing wurde am 13. April 1961 im rheinland-pfälzischen Kirchen (Sieg) geboren und wuchs in der nahe gelegenen 4.000-Einwohner-Gemeinde Niederfischbach auf. Seit März 2020 steht er - der seit September 2016 Bischof von Limburg ist - an der Spitze der katholischen Deutschen Bischofskonferenz.
Die Volkskirche gibt es nicht mehr
Eines ist ihm seit Jahren klar: Die Volkskirche, in der er aufwuchs als Sohn eines Bahnangestellten und einer Hausfrau, gehört der Vergangenheit an. "Diese Sozialstruktur, in der Kirche-Sein, in der religiöse Sozialisation irgendwie in einem Automatismus verlief, ist vorbei und sie wird nicht wieder kommen", sagte Bätzing kürzlich: "Wir müssen ganz andere Wege gehen, um mit Menschen die Perspektive des Glaubens zu entdecken."
Doch das ist in einer Pandemie nicht einfach. Vor einem Jahr, im April 2020, sagte Bätzing noch, die Corona-Krise könnte "zum Glücksfall der Geschichte werden". Am Ende könne eine solidarischere und achtsamere Welt stehen.
2021 klingt Bätzing wesentlich skeptischer. Soziale Härten durch die Corona-Pandemie müssten stärker in den Blick genommen werden, forderte er kurz nach Ostern in einem Gastbeitrag für die "Zeit"-Beilage "Christ & Welt". Aktuell erlebten viele Menschen eine Zeit, "die an der Seele zehrt". Besonders hart treffe die Lage diejenigen, "die ohnehin wenige soziale Kontakte haben".
Es gelte, zusammenzuhalten
Die Corona-Beschränkungen verschärften "die Kluft im sozialen Miteinander, die sich bereits lange abzeichnet - in der Bevölkerung unseres Landes, international und global", sagte Bätzing bereits Mitte Februar. Es gelte, Brücken zu anderen zu bauen, "damit wir mehr zusammenhalten hier und in der Einen Welt".
Zusammenhalten - das ist eine schwere Aufgabe auch in einer katholischen Kirche, die es nach Tausenden Fällen sexuellen Missbrauchs durch Kleriker zu zerreißen droht. Er leide an der Kirche, "wenn sie durch Skandale gläubige Menschen ins Wanken bringt oder durch erstarrte Strukturen und mangelnde Veränderungsbereitschaft vielen den Zugang zum Glauben blockiert", sagte der Limburger Bischof am Ostersonntag.
Absage zur Segnung Homosexueller kam ungelegen
Völlig ungelegen kam Bätzing dann noch das Nein der vatikanischen Glaubenskongregation zur Segnung homosexueller Paare. Zunächst hatte er sich noch mit Kritik zurückgehalten und nur gesagt, er sei "nicht glücklich" über die römische Intervention. Dann legte er nach: Das Vatikanpapier werde "in der Breite nicht mit einer Akzeptanz und einer entsprechenden Befolgung rechnen können", weil es sich "so eklatant einem Erkenntnisfortschritt theologischer und humanwissenschaftlicher Art verschließt".
Bätzing fordert eine "Neubewertung" gleichgeschlechtlicher Partnerschaften in der kirchlichen Sexualmoral. Veränderung habe schon immer zum Wesen der Kirche gehört. "Wer sie verweigert, der gefährdet die Einheit der Kirche", betonte er.
Mehr Gespräche, weniger Einsprüche
Als er - damals Trierer Generalvikar - 2016 zum Bischof von Limburg geweiht wurde, wählte er den Wahlspruch "Congrega in unum - Führe zusammen". Jetzt sah sich Bätzing mit Blick auf das Vatikanpapier zur Homosexuellen-Segnung offenbar berufen, klarzustellen: "Diesem Dienst an der Einheit weiß ich mich verpflichtet. Er kann jedoch nur gelingen, wenn es nicht nur in gehäuftem Maß römische Einsprüche gibt, sondern mehr gemeinsame Gespräche in gegenseitigem Respekt."
Und was den runden Geburtstag angeht: Inzwischen ist endgültig klar, dass es keinerlei Feiern geben soll. Am Vormittag aber plant das Bistum Limburg ein digitales Format, "in dem Mitarbeitende dem Bischof gratulieren können und das Austausch ermöglicht".