Geheimdienst geht gegen hochrangigen Kleriker der UOK vor

Berechtigte Vorwürfe?

Der ukrainische Inlandsgeheimdienst SBU geht regelmäßig gegen Geistliche der Ukrainischen Orthodoxen Kirche vor. Immer wieder brachte er Bischöfe und Priester wegen mutmaßlicher Kollaboration mit dem Kriegsgegner Russland vor Gericht.

Andreaskirche in Kiew (Archiv) / © Oleg Totskyi (shutterstock)
Andreaskirche in Kiew (Archiv) / © Oleg Totskyi ( shutterstock )

Die Justiz verhängte zum Teil lange Haftstrafen gegen sie. Nun geriet Erzpriester Mykola Danylewytsch, stellvertretender Leiter des Außenamts der Ukrainischen Orthodoxen Kirche (UOK) in Kiew, ins Visier des Sicherheitsdienstes der Ukraine (SBU).

Vorwurf russischer Propaganda

Orthodoxe Priester bei einem Weihnachtsgottesdienst im St. Michaels-Kloster in Kiew / © Aleksandr Gusev (dpa)
Orthodoxe Priester bei einem Weihnachtsgottesdienst im St. Michaels-Kloster in Kiew / © Aleksandr Gusev ( dpa )

Bei einer Hausdurchsuchung am 12. April sei eine Bescheinigung der russischen Rentenversicherung gefunden worden, was bedeute, dass er "möglicherweise die Staatsbürgerschaft des Aggressorstaates" besitze, teilte der Geheimdienst mit. Er wirft Danylewytsch vor, den russischen Krieg gegen die Ukraine gerechtfertigt und religiösen Hass geschürt zu haben. Darauf stehen bis zu fünf Jahre Haft.

Der Priester soll demnach zur Zusammenarbeit mit den russischen Invasoren aufgerufen haben. Im Ausland betreue er ein großes Netzwerk von Kirchengemeinden, in dem unter dem Vorwand, ukrainischen Flüchtlingen seelsorglichen Beistand zu leisten, "Propagandanarrative der Russischen Föderation" verbreitet würden. Danylewytsch habe so versucht, "unser Land auf internationaler Bühne zu diskreditieren", teilte der SBU mit.

Kiewer Gericht lehnt Antrag auf Arrest ab

Ein Kiewer Gericht lehnte allerdings den Antrag des Geheimdienstes ab, den Geistlichen unter Hausarrest zu stellen. Trotzdem treffen Danylewytsch die Anschuldigungen schwer. Denn er muss sich nun dem Strafverfahren stellen und darf die Ukraine nicht mehr lassen. Er kann also seine bisherige Tätigkeit im Ausland nicht fortsetzen, wo er seit 2022 an der Gründung vieler Gemeinden mitwirkte. Zudem darf er auch nicht in Mailand seine Ehefrau und seine Kinder besuchen, die dort leben.

Kritik aus deutschen Kreisen

Regina Elsner (privat)

Danylewytsch weist alle Vorwürfe gegen ihn entschieden zurück. Sie seien absurd und politisch motiviert. Unterstützung bekommt er aus Deutschland. Die Professorin für Ostkirchenkunde und Ökumenik der Universität Münster, Regina Elsner, schrieb im Online-Dienst "X" (ehemals Twitter) mit Verweis auf seinen Fall: "Es ist ein Fehler, Druck auf diejenigen auszuüben, die zumindest versuchen, konstruktive Wege für eine Koexistenz in der Ukraine zu finden, internationale Solidarität aufzubauen und die (orthodoxe) Unabhängigkeit so aufrichtig unterstützen wie Priester Mykola Danylewytsch. Diese Schritte schaden sehr."

Nach Angaben der UOK stellten sich auch in Schreiben auch die Leiterin des Konfessionskundlichen Institut des Evangelischen Bund, Dagmar Heller, und der Seniorprofessor für Neues Testament der Universität Jena, Karl-Wilhelm Niebuhr, hinter Danylewytsch. Der in den USA lehrende ukrainische Rechtsexperte Dmytro Wowk kritisierte im Gespräch mit der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA) den SBU, weil er Wortmeldungen pro UOK mit der Verbreitung russischer Propaganda gleichsetze. Es sei ebenfalls ein Problem, wenn Kritik an der 2018 gegründeten Orthodoxen Kirche der Ukraine (OKU) als religiöser Hass gewertet werde.

Christliche Kirchen in der Ukraine

Die kirchlichen Verhältnisse in der Ukraine sind komplex. Rund 70 Prozent der 45 Millionen Ukrainer bekennen sich zum orthodoxen Christentum. Sie gehören allerdings zwei verschiedenen Kirchen an: der Ukrainisch-Orthodoxen Kirche (UOK) des Moskauer Patriarchats und der autokephalen (eigenständigen) Orthodoxen Kirche der Ukraine (OKU). Zudem gibt es eine römisch-katholische Minderheit mit rund einer Million Mitgliedern sowie die mit Rom verbundene (unierte) griechisch-katholische Kirche der Ukraine.

Das Heilige Feuer aus Jerusalem am 18. April 2020 im Kiewer Höhlenkloster Petscherska Lawra, Hauptsitz der ukrainisch-orthodoxen Kirche Moskauer Patriarchats. / © Sergey Korovayny (KNA)
Das Heilige Feuer aus Jerusalem am 18. April 2020 im Kiewer Höhlenkloster Petscherska Lawra, Hauptsitz der ukrainisch-orthodoxen Kirche Moskauer Patriarchats. / © Sergey Korovayny ( KNA )
Quelle:
KNA