Gericht bestätigt Religionspflicht in Indonesien

Notwendigkeit aus Verfassungspräambel

Ein Leben ohne Religionszugehörigkeit gilt in Indonesien als Undenkbar. Das Verfassungsgericht des Landes bestätigte nun in einem Urteil, dass die Menschen Indonesiens einer Religion angehören müssen. Die Konsequenzen sind drastisch.

Ein Mann geht am 25. August 2024 auf der Mauer an einem Kanal in der Bucht von Jakarta (Indonesien) entlang. Die Straße neben dem Kanal liegt unterhalb der Wasserkante. / © Michael Lenz (KNA)
Ein Mann geht am 25. August 2024 auf der Mauer an einem Kanal in der Bucht von Jakarta (Indonesien) entlang. Die Straße neben dem Kanal liegt unterhalb der Wasserkante. / © Michael Lenz ( KNA )

Zur staatlichen Anerkennung einer Ehe und der Ausstellung von Ausweispapieren müssen Indonesierinnen und Indonesier einer Religion angehören. Das Verfassungsgericht bestätigte in einem Urteil die entsprechende Gesetzgebung, wie der asiatische Pressedienst Ucanews am Montag berichtete.

Demnach hieß es in der Urteilsbegründung, die Zugehörigkeit zu einer Religion oder einem Glauben sei "eine Notwendigkeit, wie sie von der Pancasila erwartet und der Verfassung vorgeschrieben wird". Die Pancasila ist die Verfassungspräambel, die Indonesien als säkularen Staat definiert. Sie beinhaltet fünf Prinzipien, die als Leitbild des Staates gelten.

Amnesty protestiert

Menschenrechtler kritisierten die Entscheidung. Das Urteil sei "eine Form von Zwang", sich zu einer der vom Staat anerkannte Religionen zu bekennen, sagte Halili Hasan von Setara-Institut für Frieden und Demokratie in Jakarta. Usman Hamid, Geschäftsführer von Amnesty International Indonesien, sagte: "Die Entscheidung steht im Widerspruch zum internationalen Abkommen über bürgerliche und politische Rechte, das Indonesien 2005 ratifiziert hat."

Indonesien mit 280 Millionen Einwohnern ist das Land mit der weltweit größten muslimischen Bevölkerung. Anerkannte Glaubensrichtungen sind neben dem Islam der Buddhismus, Hinduismus, Katholizismus, Protestantismus und Konfuzianismus.

Verhältnis von Staat und Religion in Indonesien

In Indonesien gibt es sechs anerkannte Religionen, den Islam (ca. 87% der Bevölkerung), die evangelische und katholische Kirche (zusammen etwa 9%), den Hinduismus (2%, vornehmlich auf Bali und in Ostjava); den Buddhismus (und Taoismus, etwa 1%) und den Konfuzianismus; außerdem Naturreligionen (etwa 1%).

Kirche in Indonesien / © lil-mo (shutterstock)


 

Quelle:
KNA