Kurschus für Vorsicht bei Wiederaufnahme von Gottesdienst

Gestaltung von Gottesdiensten

Öffentliche Gottesdienste sind unter Beachtung strenger Hygienevorschriften wieder möglich. Einige Kirchengemeinden haben jedoch vorerst noch auf Gottesdienste verzichtet. Die westfälisch Präses zeigte Verständnis.

Präses Annette Kurschus / © Cristian Gennari (KNA)
Präses Annette Kurschus / © Cristian Gennari ( KNA )

Die westfälische Präses Annette Kurschus hat Verständnis dafür geäußert, dass die meisten evangelischen Kirchengemeinden am Sonntag noch keine öffentlichen Gottesdienste gefeiert haben. Die Frage sei, wie Gottesdienste unter den geltenden Regeln zur Eindämmung der Corona-Pandemie so gestaltet werden könnten, dass Menschen "nicht verstört werden", sondern wirklich Gemeinschaft erlebten, sagte Kurschus am Sonntag im "Mittagsecho" auf WDR 5. 

"Der Gottesdienst, den wir ersehnen" könne mit den nötigen Auflagen noch nicht wirklich gefeiert werden, so die leitende Theologin der Evangelischen Kirche von Westfalen, daher sei man noch vorsichtig.

Treffen mit Auflagen

Seit 1. Mai dürfen Gläubige in Nordrhein-Westfalen auf der Grundlage von Hygiene-Schutzkonzepten wieder in den Gotteshäusern zusammenkommen - erstmals nach sieben Wochen: Sie müssen unter anderem Abstand voneinander halten, Schutzmasken tragen und sich in Teilnehmerlisten eintragen - Gesang ist wegen der Infektionsgefahr verboten. 

In den evangelischen Kirchen soll auch kein Abendmahl gefeiert werden. In einzelnen Kirchen fanden am Sonntag bereits Gottesdienste unter diesen Auflagen statt. Die allermeisten Gemeinden wollen jedoch frühestens am 10. Mai wieder regelmäßige Gottesdienste anbieten.

Gottesdienst im Stream

Sie habe in den vergangenen Wochen digitale Formen von Gottesdiensten und Andachten schätzen gelernt, erklärte Kurschus, die auch stellvertretende Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) ist. Viele Pfarrer, Prädikanten und Ehrenamtliche hätten Sonntag für Sonntag Gottesdienste in ihren Kirchen aufgenommen und gestreamt. 

Die Gemeindeglieder wollten ihre vertraute Kirche mit den vertrauten Gesichtern sehen. Auch in den zentralen TV- und Radiogottesdiensten hätten Menschen in der unsicheren Situation einen Ankerpunkt gefunden, "wo Hoffnung spürbar wird", sagte die Theologin.

Menschliche Nähe in Altenheimen

Kurschus appellierte zudem an die Politik, für die Bewohner von Pflegeheimen rasch mehr menschliche Nähe zu ihren Angehörigen zu ermöglichen. Auch Einsamkeit könne krank machen, warnte die Präses. 

Die Heimbewohner sehnten sich nach Sohn, Tochter, Enkelin oder Nachbarn. Altenheimseelsorger signalisierten den Pflegebedürftigen derzeit durch Anrufe, Briefe oder Gespräche durch das Fenster: "Wir bleiben in Eurer Nähe." 

Annette Kurschus

Annette Kurschus wurde am 14. Februar 1963 in Rotenburg an der Fulda geboren und wuchs im hessischen Obersuhl und in Siegen auf. Die Pfarrerstochter studierte in Bonn, Marburg, Münster und Wuppertal Theologie, bevor sie 1989 als Vikarin nach Siegen-Eiserfeld kam.

Annette Kurschus / © Harald Oppitz (KNA)
Annette Kurschus / © Harald Oppitz ( KNA )
Quelle:
epd