Großes Uta-Treffen in Naumburg zu Ehren der Namenspatronin

"Der Name verbindet"

In Naumburg wimmelt es an diesem Wochenende von Frauen, die nach der angeblich schönsten Frau des Mittelalters benannt sind. Denn Uta von Ballenstedt ist eine der Stifterfiguren im Naumburger Dom, wie Uta Vorbrodt zu berichten weiß.

Autor/in:
Uta Vorbrodt
Uta-Treffen in Naumburg, Gruppenfoto im Jahr 2022 / © diArtFoto/Heiko_Frischleder
Uta-Treffen in Naumburg, Gruppenfoto im Jahr 2022 / © diArtFoto/Heiko_Frischleder

"Der Name verbindet. Das ist ein wirklich großes Wir-Gefühl, das sich da ausbreitet, wenn mehr als hundert Utas zusammen ein Wochenende an dem Ort verbringen, wo sich ihre Namenspatronin befindet." Uta Dehlers lebt im Schwarzwald und ist in Naumburg geboren.

Naumburger Dom / © tilialucida (shutterstock)

Sie weiß das mit dem von vornherein vorhandenen Zugehörigkeitsgefühl so genau, weil sie bereits beim allerersten Uta-Treffen vor rund 20 Jahren dabei war. Ihr Vater war schuld. Der sagte damals: "Kind, wir haben Dich aus Verbundenheit mit dem Naumburger Dom Uta genannt. Deine Tanten, Onkel, Cousinen und andere Familienangehörige sind dort getauft worden und haben geheiratet, da musst Du hin."

Und als brave Tochter, erzählt Uta Dehlers schmunzelnd, habe sie das dann auch gemacht. Bereut hat sie es nie, ganz im Gegenteil. Sie wurde zur überzeugten Wiederholungstäterin. 2024 ist es ihr neuntes Uta-Treffen. 

Deshalb freut sie sich auch auf Begegnungen mit anderen Uta aus aller Welt, die sie bereits kennt, denn die Frauen sind nach ihrer Begegnung bei der Stifterfigur durchaus in sporadischem Kontakt geblieben. 

Wer war die historische Uta?

Über die historische Markgräfin Uta, eine Adlige des 11. Jahrhunderts aus dem Geschlecht der Askanier in Ballenstedt ist gar nicht so sehr viel mehr bekannt, als dass sie mit Ekkehard II., Markgraf von Meißen, verheiratet war. Weil das Ehepaar keine Nachkommen hatte, floss ihr Vermögen als Stiftung einem Vorgängerbau des Naumburger Doms zu. Deshalb stehen die beiden - und zehn weitere Figuren - im Westchor des Domes, der eine UNESCO-Welterbestätte ist.

Skulpturen mit den Darstellungen von Uta und Ekkehard / © Falko Matte (Vereinigte Domstifter)

Heute ist der Dom eine Einrichtung der Vereinigten Domstifter zu Merseburg und Naumburg und des Kollegiatstifts Zeitz. Deren Pressesprecherin Charlotte Tennler hat schon einige Uta-Treffen miterlebt und mitorganisiert. Natürlich erzählt man sich im Uta-Gewimmel dann auch viel zur Frage der Namensgebung.

"Es gibt Geschichten, bei denen die Eltern zum Beispiel im Naumburger Dom getraut wurden und ihre erste Tochter dann Uta genannt haben. Ich kriege immer eine Gänsehaut, wenn diese Utas dann das erste Mal hierhin kommen, sich mit ihren anderen Namensträgerinnen treffen und dieser Stifterfigur in die Augen gucken. Das finde ich berührend und faszinierend", so Tennler.

Stifterfiguren "steigen vom Sockel"

Einen weiteren, ganz besonderen Moment gibt es dann, wenn die Stifterfiguren von ihren Sockeln steigen, um die Utas zu begrüßen, sagt Charlotte Tennler. Die Figuren werden von den Bürgerinnen und Bürgern verkörpert, die sich auch zum Stadtfest im Juni in festliche Gewänder werfen und als Uta, Ekkehard, Dietmar, Herrmann, Reglindis und Co. verkleidet einen Umzug gestalten.

Uta-Treffen Naumburger Dom, Stifterfiguren / © Torsten Biel (Vereinigte Domstifter)

Uta Dehlers war von genau diesem Moment sehr angetan, den sie nun bereits acht Mal erlebt hat. Im Dom wird eine Begrüßungs- Ansprache gehalten, während die Stifterfiguren halbkreisförmig vorne stehen. Da beschloss die 1962 geborene Dehlers, dass sie auch mal genau so wie die schöne Markgräfin aussehen möchte. "Ich wollte mal die Uta von früher sein. Bei einem Kostümverleih habe ich mir einen roten Umhang und rotes Kleid geliehen, ein sogenanntes Leinband um die Ohren gebunden und eine Krone aufgesetzt. Die Fotografin und ich durften dann für ein Fotoshooting in den Dom, in den Garten und ins Gewölbe rein. Das war toll."

Uta Dehlers beim Uta Treffen im Kostüm / © Eva Wällnietz / Naumburg (privat)
Uta Dehlers beim Uta Treffen im Kostüm / © Eva Wällnietz / Naumburg ( privat )

Dass Uta Dehlers, die in der DDR aufgewachsen ist, Walt Disneys Zeichentrickfilm “Schneewittchen” erst später mal anschauen konnte, stört sie nicht. Die Uta von Ballenstedt, die Patin für die Figur der bösen Stiefmutter stand, hat mit dem realen Charakter irgendeiner Uta nichts zu tun, ist sie sich sicher. "Utas sind nicht böse. Nein, ein Uta ist eine ganz liebe Erscheinung", bekräftigt sie. 

Bei ihren vielen Gesprächen mit lauter anderen Utas hat sie herausbekommen, dass deren Mütter und Väter ihre Töchter tatsächlich durch einen Besuch im Naumburger Dom motiviert so tauften.

Dompropst hatte zündende Idee

Da diese Figur eine so große Anziehungskraft besitzt, geht die Erfindung des Uta-Treffens auch auf einen Kirchenmann zurück, sagt Charlotte Tennler von den Domstiftern zu Merseburg und Naumburg: "Dompropst Waldemar Schewe hatte die Idee, dass es doch toll wäre, wenn alle nach ihr benannten Utas mal vor Ort zusammenkommen würden. Die Stifterfigur ist ja auch in unseren neuen Bundesländern sehr berühmt. Deshalb hat er gesagt, dass es auch aus marketingtechnischen Gründen toll wäre, im Frühjahr, wo noch nicht ganz so viel los ist, eine Veranstaltung ins Leben zu rufen und Leute in die Stadt zu holen."

Uta-Treffen im Naumburger Dom, Uta (Jacqueline Girbig)
 / © Torsten Biel (Vereinigte Domstifter)

Das ist gelungen. Anfangs sind eher Menschen aus der Region gekommen, aber die Popularität der Veranstaltung hat zugenommen. Über die Jahre waren mittlerweile über 1.000 Utas aus Jamaika, Spanien und den USA dabei. Die Jüngste war ein Jahr alt und kam mit ihrer Oma Uta. In diesem Jahr erwartet die Stadt Naumburg als Veranstalterin des alle zwei Jahre stattfindenden Wochenendes 175 Utas. Die Jüngste ist dieses Mal elf und die älteste 87 Jahre alt. 

Mittendrin wird auch Uta Dehlers sein, die das Uta-Treffen mit einem Familienwochenende kombiniert und ihre in Naumburg lebenden Brüder trifft. Gemeinsam nehmen sie dann am vielseitigen Rahmenprogramm teil. Und nicht nur das findet Uta Dehlers toll: "Ich freue mich auch sehr darauf, dass ich mal wieder mit der Naumburger Straßenbahn fahren werde – die ruckelt so schön", sagt sie. 

Zum Schluss noch ein kleiner Einwurf der Autorin: Ich glaube wirklich, dass ich endlich doch auch mal zum Uta-Treffen im Naumburger Dom hin muss. Nur dieses Jahr wird das vielleicht was knapp, schließlich beginnt es schon an diesem Freitag dem 19. April. Vielleicht im Jahr 2026 dann. Ihre Uta Vorbrodt.

Uta-Treffen in Naumburg

Beim 9. Uta-Treffen im Naumburger Dom kommen zahlreiche Namensvetterinnen und -vetter der Stifterfiguren zusammen. Wie die Vereinigten Domstifter am Mittwoch in Naumburg mitteilten, sind alle Namensträger eingeladen, an dem mehrtägigen Programm vom 19. bis 21. April teilzunehmen. Eröffnet wird die Veranstaltung auf dem Domplatz. Dabei sollen die Stifterfiguren symbolisch von ihren Sockeln steigen, hieß es.

Naumburger Dom / © tilialucida (shutterstock)
Quelle:
DR