Das Land befinde sich in einer "beispiellosen" Krise und sei gespalten; "es wird keinen Frieden in der Gesellschaft geben, solange er nicht in unseren Herzen ist", zitiert das Portal "Catholic.by" (Montag) aus einer schriftlichen Botschaft des Erzbischofs an Gläubige, die sich am Sonntag zu einem Marienfest in der Stadt Bjalynitschy versammelt hatten.
Darin dankte Kondrusiewicz auch für alle Gebete und die Solidarität mit ihm. Die geografische Entfernung "darf unsere Einheit nicht schwächen", so der Minsker Erzbischof.
Erzbischof vertraut auf vatikanische Diplomatie
Der in Wien ansässige Informationsdienst Pro Oriente zitierte am Montag aus mehreren Interviews, in denen Kondrusiewicz von seinem vorübergehenden polnischen Exil aus neuerlich betonte, dass er nur einen einzigen Pass habe, nämlich den belarussischen. Präsident Alexander Lukaschenko hatte zuletzt angedeutet, dass der Erzbischof "mehrere" Staatsbürgerschaften habe.
In den Interviews erklärte Kondrusiewicz, dass er auf die vatikanische Diplomatie vertraue, auch wenn es wegen einer Vakanz derzeit keinen päpstlichen Nuntius in Minsk gebe. Jedenfalls fühle er sich vom Heiligen Stuhl moralisch unterstützt. Der Erzbischof betonte, er trete immer für das Miteinander der Menschen ein.
Friedfertigkeit und ein Mangel an Aggressivität seien ein Charakteristikum des weißrussischen Volkes, so Kondrusiewicz weiter. "Auch wenn Blut geflossen ist, möchten wir, dass alles in Frieden und im Wunsch nach dem Guten abgeht; unsere christliche Erziehung legt uns das nahe."
Freilich habe sich die Atmosphäre in Belarus schon seit einigen Jahren verändert. Es gebe eine neue Generation; er sehe das im Internet, auch wenn er momentan nicht in Minsk sein könne, schilderte der Erzbischof. Die jungen Leute wollten etwas Neues; "sie sind ständig im Internet, sie wollen ins Ausland reisen; sie haben überall Freunde".
Grenzschützer hatten dem Minsker Erzbischof die Einreise verwehrt
Belarussische Grenzschützer hatten dem Minsker Erzbischof Kondrusiewicz vor einer Woche nach einem mehrtägigen Besuch in Polen die Wiedereinreise nach Weißrussland verwehrt. Er hoffe, dass das Einreiseverbot für ihn aufgehoben wird, sagte er; er werde im Januar 75 Jahre alt und dem Papst bald seinen altersbedingten Amtsverzicht anbieten. Es tue ihm leid, nicht bei "seinen Leuten" zu sein; aber er werde nichts tun, "um Wellen zu schlagen". Manche Leute versuchten das, aber er sage nur: "Geht lieber beten."