Hatte Gott die schützende Hand beim Trump-Attentat im Spiel?

Erklärungsversuche aus allen Ecken

Das Attentat auf Donald Trump lässt die Emotionen in den USA aufkochen. Von Republikanern und Demokraten gibt es Schuldzuweisungen. Und es mehren sich Stimmen, dass Gott "seine schützende Hand" über den Ex-Präsidenten gehalten habe.

Autor/in:
Tobias Fricke
Ein Anhänger hält ein Schild mit der Aufschrift "Trump" in die Höhe / © Gene J. Puskar (dpa)
Ein Anhänger hält ein Schild mit der Aufschrift "Trump" in die Höhe / © Gene J. Puskar ( dpa )

DOMRADIO.DE: Was sind denn die Reaktionen in den USA auf diese Gewalttat mitten im Präsidentschaftswahlkampf?

Klaus Prömpers (privat)
Klaus Prömpers / ( privat )

Klaus Prömpers (Journalist und USA-Kenner): Einerseits beschwören beide Seiten, dass man jetzt den Ton ändern müsse. Denn der Ton in den letzten Monaten und auch Jahren in der heftigen Auseinandersetzung vor dieser Wahl hat möglicherweise dazu beigetragen, dass der Attentäter auf diese Idee gekommen sein könnte.

Andererseits gibt es auch ein Pro und Contra. Guckt man bei dem Kurznachrichtendienst "X" nach und schaut in verschiedenen Fernsehsendungen, dann gibt es auch Schuldzuweisungen der Republikaner gegen Präsident Joe Biden und der Demokraten gegenüber Ex-Präsident Trump, der in der Vergangenheit sehr stark durch Lügen, Falschmeldungen und auch sehr scharfe Äußerungen gegen Präsident Biden zur verbalen Aufrüstung beigetragen hat.

DOMRADIO.DE: Aber es gibt auch Erklärungsversuche, dass Gott seine schützende Hand über Trump gehalten hat.

Prömpers: Die gibt es natürlich auch, sogar im Fernsehen. Bei EWTN zum Beispiel taucht eine Schwester auf, die ganz eindeutig erklärt, Gott habe hier seine Hand im Spiel gehabt und er habe Trump vor dem Attentäter gerettet. 

Die Nationale Bischofskonferenz der USA hat ihrerseits das Attentat verurteilt und hat gleichzeitig, wie auch der Bischof von Pittsburgh zum Gebet aufgerufen. Der Vatikan spricht seine Anteilnahme aus und warnt vor der Zerstörung der Demokratie durch Gewalt. 

Klaus Prömpers

"Gott wird von beiden Seiten gern in Anspruch genommen, ob ihm das gefällt oder nicht."

Aber es gibt auch noch andere Stimmen aus der Vergangenheit der katholischen Kirche. Der gerade erst exkommunizierte ehemalige Erzbischof Vigano, ehemals Nuntius in Washington D.C., erklärte auf "X" und ich zitiere wörtlich: "Die subversive, diabolische Kraft des internationalen Deep State ist offensichtlich und wir alle können sie sehen. Deren kriminelle Akte gegen Gott und die Menschheit lassen sich nicht länger verstecken."

Und Gott habe den "Krieger", wie Vigano sagt, also Trump gerettet, der ein Kämpfer gegen die internationale Globalisierung sei. Es gibt also solche und solche Äußerungen. Gott wird von beiden Seiten gern in Anspruch genommen, ob ihm das gefällt oder nicht.

Aktivisten beten für die Sicherheit von US-Präsident Biden, Ex-US-Präsident Trump und anderen Politikern am Lafayette Square in der Nähe des Weißen Hauses, einen Tag nach einem Attentat auf Trump während einer Wahlkampfveranstaltung in Pennsylvania. / © Mark Schiefelbein/AP (dpa)
Aktivisten beten für die Sicherheit von US-Präsident Biden, Ex-US-Präsident Trump und anderen Politikern am Lafayette Square in der Nähe des Weißen Hauses, einen Tag nach einem Attentat auf Trump während einer Wahlkampfveranstaltung in Pennsylvania. / © Mark Schiefelbein/AP ( dpa )

DOMRADIO.DE: Ein wichtiges Ergebnis des an diesem Montag beginnenden Parteitags der Republikaner wird dann die Nominierung eines Vizepräsidenten durch Trump sein. Gibt es auch katholische Kandidaten unter den sechs favorisierten Menschen?

Prömpers: Drei davon sind katholisch und haben sich auch immer wieder für die katholische Kirche in die Bresche geworfen, wenn man so sagen darf. 

Da ist einmal Marco Rubio, Senator aus Florida, der als Sohn kubanischer Eltern katholisch großgezogen wurde, zwischendurch mal bei den Mormonen mitgemacht hat und nun wieder katholisch ist – mit Anlehnung an die protestantische Southern Baptist Church. Er fällt aber auch immer wieder dadurch auf, dass er Trump dazu aufgefordert hat, mehr gegen Beschädigungen und Gewaltakte gegen katholische Kirchen zu tun. 

Es gibt zudem J. D. Vance, einen Jungsenator aus Ohio. 2016 hatte er noch in einem Buch gegen Trump geschrieben und damit im Grunde ein wenig versucht zu erklären, wie Trump damals gewählt worden ist. Er hielt ihn damals für unwählbar. Nun konvertierte er und ist Jungsenator aus Ohio. Er ist auch katholisch. Er schießt sehr scharf gegen die Demokraten, auch nach diesem Attentat, und bezichtigt sie der, wenn man so will, ideellen Mittäterschaft. 

Schließlich ist da noch Elise Stefanik, 39 Jahre jung, eine Repräsentantenhaus-Vertreterin aus New York, Sprecherin der Gruppe der Republikaner im Kongress, die eine gute Chance hat, eventuell Vizepräsidentin zu werden. Auch sie ist eine Katholikin und ist bisher durch den Einsatz für katholische Anliegen, beispielsweise gegen Abtreibung aufgefallen.

US-Präsident Joe Biden (r) und der ehemalige US-Präsident Donald Trump nehmen an einer von CNN veranstalteten Präsidentschaftsdebatte teil / © Gerald Herbert (dpa)
US-Präsident Joe Biden (r) und der ehemalige US-Präsident Donald Trump nehmen an einer von CNN veranstalteten Präsidentschaftsdebatte teil / © Gerald Herbert ( dpa )

DOMRADIO.DE: Die Demokratische Partei, die bislang mit dem Katholiken Joe Biden ins Rennen gehen wollte, ist seit dem desaströsen Fernsehduell gegen Trump im Krisenmodus. Gibt es Einigkeit, dass er für eine jüngere Kandidatin oder einen jüngeren Kandidaten Platz machen soll?

Prömpers: Es gibt einerseits immer noch Stimmen innerhalb der Partei, die sagen, er soll bleiben. Diese Stimmen verstärken sich ein wenig, dass nach dem Attentat der ganz falsche Zeitpunkt wäre, ihn auszutauschen. 

Klaus Prömpers

"Er hat versöhnliche Töne angeschlagen."

Andererseits ist natürlich das Hauptproblem, das er gerade in der Pressekonferenz vergangenen Donnerstag noch mal sehr stark darauf hingewiesen hat, dass er der einzige sei, der Trump schlagen könne. Er wird das sicher in seinen Wahlkampfauftritten in dieser Woche in Nevada unterstreichen.

Er hat dadurch versöhnliche Töne angeschlagen, dass er beispielsweise in der Nacht des Anschlages mit Trump telefoniert hat. Die beiden hatten seit mehr als sechs Jahren nicht miteinander telefoniert. Aber das muss ein sehr kurzes Telefonat gewesen sein. 

Ob er nun wirklich geht oder nicht, wird sich im Laufe dieser Woche entscheiden. Wenn er gehen würde und er würde beispielsweise seine Vizepräsidentin Camilla Harris als Nachfolgerin empfehlen, dann hätte das eine große Wucht innerhalb der amerikanischen Berichterstattung und könnte unter Umständen sogar den Parteitag der Republikaner und dessen Allpräsenz in den Medien etwas beschädigen. Aber das ist Spekulation. Noch sieht es nicht so aus, als ob er zurücktreten wolle.

Das Interview führte Tobias Fricke.

Die noch lebenden Ex-Präsidenten der USA

Der exklusive Club der noch lebenden Ex-Präsidenten der USA hat momentan fünf Mitglieder. Die Katholische Nachrichten-Agentur (KNA) stellt sie vor:

Jimmy Carter (99): Der 39. Präsident der USA (1977-1981) ist mittlerweile der älteste in der Geschichte seines Landes. 2002 erhielt Jimmy Carter den Friedensnobelpreis.

Vor dem Staatsbegräbnis des ehemaligen US-Präsidenten Bush / © Shawn Thew (dpa)
Vor dem Staatsbegräbnis des ehemaligen US-Präsidenten Bush / © Shawn Thew ( dpa )
Quelle:
DR