DOMRADIO.DE: Diesmal ist es nicht so, dass man den Heiligen Rock zu Gesicht bekommt. Aber am Schrein vorbei pilgern darf man trotzdem. An diesem Freitag werden die Heilig-Rock-Tage in Trier eröffnet. Dann kommen viele Pilgerinnen und Pilger in die Stadt und viele von ihnen haben schon Erfahrung mit dieser Wallfahrt. Wieso kommen sie immer wieder?
Wolfgang Meyer (Beauftragter für die Heilig-Rock-Tage): Es sind die 23. Heilig-Rock-Tage. Die wurden nach der großen Wallfahrt 1996 erfunden, weil wir im Bistum Trier noch nicht so etwas wie Bistums- oder Domtage hatten. Dann sind die Heilig-Rock-Tage eingeführt worden, weil sich Menschen nach Trier bewegt haben und von diesem Ereignis fasziniert waren. Die Heilig-Rock-Tage sind jetzt mittlerweile Domtage, Bistumstage.
Es gibt vermutlich ein ganzes Bündel von Gründen, weshalb die Pilgerinnen und Pilger immer wiederkommen. Eines ist zum Beispiel, dass sie das Erlebnis in einer größeren Gruppe, in einer Gemeinschaft immer wieder gerne erfahren möchten. Dann haben wir natürlich, das darf ich selbstbewusst sagen, auch ein schönes, buntes Programm, was wir bieten. Deshalb kommen die bestimmt auch.
DOMRADIO.DE: Der Heilige Rock ist eine Reliquie, die Fragmente der Tunika Jesu Christi enthalten soll. Ob das wirklich stimmt, ist umstritten. Trotzdem löst der Anblick dieses Rockes etwas aus. Man fühlt, dass Gott Mensch wurde. Würden Sie das auch so beschreiben?
Meyer: Das würde ich genau so beschreiben. Da ist auch eine Entwicklung, die ich selbst mitgemacht habe und auch an den Menschen sehe. Wenn vor 20 Jahren noch heftigst über die Frage diskutiert wurde, ob der Heilige Rock echt ist oder eine Kopie, ist das heute keine Frage mehr.
Gerade auch, weil bei den Heilig-Rock-Tagen die Reliquie nicht zu sehen ist. Sie ist in der Heilig-Rock-Kapelle verschlossen. Die Kapelle ist ein Ort, wo die Menschen zum Gebet hingehen. Und es ist deutlich zu merken, dass denen, die kommen, diese Echtheits-Frage weniger wichtig ist, sondern eher ihr Bekenntnis zu Jesus Christus. Sie möchten gerne im Verbund ihrer Gruppe, ihrer Bewegung miteinander feiern und beten.
DOMRADIO.DE: Das Leitwort der Wallfahrt lautet "Ich will euch Zukunft und Hoffnung geben". Vom 21. bis zum 30. April steht viel Programm rund um dieses Leitwort in Trier an. Was genau ist geplant?
Meyer: Das ist ein bunter Strauß. Es gibt eine Tagesstruktur von unterschiedlichen Gottesdiensten, in denen wir ein Mittagsgebet mitten in der Stadt gestalten, bis zum Abendlob, wo der Dom dann in einer besonderen Atmosphäre erscheint. Die verschiedenen Gruppierungen bieten nochmal ihr eigenes Programm.
An diesem Sonntag zum Beispiel kommen die kfd-Frauen oder mehrere tausend Kindergartenkinder. Wir bieten ein "Café International" für die Menschen an, die zurzeit von Flucht betroffen sind und ihre Begleiterinnen und Begleiter. Das sind die Angebote, die herausragen.
Ich möchte die vielen kleinen Angebote nicht übersehen. Ich nenne mal eins, den "Pilgerweg Schöpfung". Bewegt von dem konziliaren Prozess für Gerechtigkeit, Frieden und Bewahrung der Schöpfung haben die jetzt ganz viele Jahre durchgehalten. Sie haben in einer Gruppe von 20-30 Menschen unter diesem Impuls Schöpfungsbewahrung einen Pilgerweg gestaltet. Das Programm an sich lässt sich natürlich nicht in zwei Sekunden erzählen.
DOMRADIO.DE: Das Programm findet man auch bei Ihnen auf der Internetseite. Wer nicht persönlich nach Trier kommen kann, möchte vielleicht doch dabei sein. Sie haben technisch stark aufgerüstet und man kann auch online dabei sein, oder?
Meyer: Genau, das ist wie bei vielen Organisationen eine gute Erfahrung aus der Corona-Pandemie. Wir haben gelernt, wie wir Gottesdienste streamen. Es ist auch im Internet zu sehen, welche Programm-Elemente übertragen werden. Das ist gerade auch für ältere Menschen ein kostbares Angebot.
Meine eigene Mutter zum Beispiel, die nicht mehr gehen kann, sitzt vor dem Fernseher und kann den Gottesdienst trotzdem mitfeiern. Eine Besonderheit für sie.
Das Interview führte Katharina Geiger.