DOMRADIO.DE: Was ist denn das Besondere an dieser Vigil?
Matthias Dörr (Leiter der Kommunikationsabteilung bei Renovabis): Zunächst ist jede Vigil etwas Besonderes, weil sie am Vorabend eines besonderen Ereignisses, eines besonderen Festtages stattfindet – in unserem Fall das Pfingstfest. Viele erinnern sich vielleicht an den Weltjugendtag 2005 in Köln, da gab es eine große Vigil mit mehreren Tausend jungen Menschen auf Marienfeld.
So groß wird es bei uns natürlich nicht. Aber wir wollen auf das Pfingstfest einstimmen und haben diese Tradition der Pfingst-Vigil deshalb wieder aufgegriffen.
DOMRADIO.DE: Der Untertitel lautet "Eine Gebetsbrücke zwischen Ost und West". Was ist damit gemeint?
Dörr: Wir werden die Vigil im Kloster Marienrode feiern, aber wir laden auch alle anderen und insbesondere unsere Partner in Mittel- und Osteuropa ein, mitzubeten. Konkret werden wir mit Christinnen und Christen in Zagreb, Bukarest, in Lwiw, in der Ukraine und in Warschau im Gebet verbunden sein. Wenn wir alle zeitgleich in den verschiedenen Ländern und über den Livestream bei DOMRADIO.DE beten, dann wird diese Gebetsbrücke sichtbar und das wird etwas ganz Besonderes.
DOMRADIO.DE: Warum feiern Sie in Marienrode?
Dörr: Wir sind mit unserer Eröffnung in diesem Jahr im Bistum Hildesheim zu Gast. Deshalb wollten wir die Pfingstvigil auch in diesem Bistum feiern. Wir haben uns auf die Suche nach einem geeigneten Ort gemacht und sind auf die Benediktinerinnen in Marienrode gestoßen.
Es ist ein lebendiges Kloster, das auch schon lange mit den Anliegen von Renovabis verbunden ist. Außerdem ist es eine schöne spätgotische Kirche, in der die Schwestern die Pfingst-Vigil mitgestalten werden.
DOMRADIO.DE: Das katholische Osteuropa-Hilfswerk Renovabis feiert dieses Jahr sein 30-jähriges Bestehen. Wie hat sich Ihre Arbeit durch den Krieg in der Ukraine verändert?
Dörr: Unsere normale Arbeit läuft wie gewohnt weiter. Wir sind insgesamt für 29 Länder in Ost-, Mittel- und Südosteuropa zuständig, also für alle Länder, die früher im sowjetischen Einflussbereich waren. Alle unsere Partner brauchen uns.
Ich will betonen, dass diese Länder, die ohnehin schon in einer schwierigen Situationen waren, auch unter der Inflation leiden, mit der Energiekrise konfrontiert sind und zum Teil auch viele Flüchtlinge aus der Ukraine aufgenommen haben.
Aber natürlich hat der Krieg auch viel verändert. Die Ukraine war schon immer eines unserer wichtigsten Partnerländer, zu dem wir enge Kontakte pflegen. Mit Beginn des russischen Angriffskrieges war auf einmal Nothilfe gefragt. Vieles musste ganz schnell gehen. Das hat uns besonders herausgefordert.
Sonst haben wir oft langfristige Projekte, die auch einen langen Vorlauf haben, die nachhaltig wirken sollen. Aber wir haben bei unseren Spenderinnen und Spendern große Solidarität gespürt. So konnten wir in der Ukraine in großem Umfang helfen und tun es auch weiter.
DOMRADIO.DE: Ihre diesjährige Pfingstaktion steht unter dem Motto: "Sie fehlen. Immer. Irgendwo." Damit geht es um Arbeitsmigration aus Osteuropa. Warum haben Sie dieses Thema gewählt?
Dörr: Unser Motto macht ein Dilemma deutlich. Wir haben in Deutschland die Diskussion um fehlende Fachkräfte, aber wir wollen den Blick darauf werfen, was es für die Herkunftsländer bedeutet, aus denen die Arbeitsmigrantinnen und -migranten kommen. In unseren Partnerländern in Osteuropa gibt es ganze Landstriche, wo große Teile der erwerbstätigen Bevölkerung ausgewandert sind. Das hat gravierende Folgen für diese Länder.
Mit unseren Projekten unterstützen wir Aktivitäten, die Perspektiven vor Ort ermöglichen wollen. Da geht es zum Beispiel um Unterstützung von Startups oder um berufliche Bildung oder anderes.
Das Interview führte Katharina Geiger.