"Diese Gemeinschaft begann einst mit den Aposteln und den Märtyrern", sagte Woelki. "Zu ihr gehören tausende von bekannten und in der Liturgie verehrten Heiligen, zu dieser Gemeinschaft gehören aber auch Millionen und Abermillionen unbekannter Heilige, oftmals ganz einfache Menschen, die Gott und ihren Nächsten geliebt haben, die versucht haben, dem Glauben der Kirche in ihrem Leben treu zu bleiben. Zu dieser Gemeinschaft der Heiligen gehören auch wir", sagte Woelki weiter.
"Jetzt wird vielleicht der eine sagen: 'Das ist ja ziemlich uncool, klinkt altbacken, eher so wie gestern, vorgestern vielleicht sogar wie von vorvorgestern'. In unserer hochtechnisierten, voll digitalisierten Welt, in der binäre Codes bald mehr dominieren, als die großen Menschheitserzählungen, da reden wir heute doch nicht mehr von Heiligen, von Heiligkeit. Da sind wir froh und dankbar, wenn wir von guten Menschen sprechen können", sagte der Erzbischof.
Heiligkeit wird geschenkt
Vielleicht sei der Festtag deshalb gerade so wichtig. Denn der erinnere uns daran, dass wir mehr sind als nur gute Menschen. Heiligkeit habe demnach etwas mit Erwählung zu tun, genauer mit einer Erwählung durch Gott und dass Gott uns Menschen liebt. "Grundlage für unsere Heiligkeit ist nicht unsere menschliche Leistung, auch nicht eine Vorleistung, die wir zu erbringen hätten. Nein, Grundlage von Heiligkeit ist, dass sie uns geschenkt ist. Dass sie eine Gabe Gottes ist, dass sie Gnade ist. Sie gründet in der großen Liebe, die uns der Vater geschenkt hat." domradio.de übertrug am Hochfest Allerheiligen das Pontifikalamt aus dem Kölner Dom mit dem Erzbischof.
Ursprung von Allerheiligen im 4. Jahrhundert
Am Beginn des dunklen Monats November, der sehr stark vom Totengedenken geprägt ist, feiert die Kirche das Hochfest Allerheiligen und gedenkt dabei aller Heiligen, auch der nicht kanonisierten. Letztlich verehrt sie in ihnen Christus, dessen Gnade sich als machtvoll erwiesen und die Heiligen zur Vollendung geführt hat. Die Heiligen sind Zeugen für die Kraft Gottes und für den Sieg des Auferstandenen, der in seiner Kirche lebt und auch heute noch Menschen ergreift. So ist das Allerheiligenfest ein durch und durch österliches Fest. Die Heiligen, die "triumphierende Kirche", bilden zusammen mit uns Glaubenden, der pilgernden Kirche, die eine Kirche. Wir rufen die Heiligen als unsere Fürsprecherinnen und Fürsprecher an. Zugleich sind sie für uns Wegweiser auf das Ziel hin, das sie bereits erreicht haben, zu dem wir aber noch unterwegs sind.
Im Orient reicht das Fest zurück bis ins vierte Jahrhundert, wo neben den Festen einzelner Märtyrer um Ostern aller Märtyrer gedacht wurde. Das Datum des Gedenktages war dort zunächst unterschiedlich am 13. Mai oder dem Sonntag nach Pfingsten. Im Westen beging man das Märtyrergedenken am 13. Mai, dem Weihetag des römischen Pantheons zu Ehren der Jungfrau Maria und aller heiligen Märtyrer (609/610). Im achten Jahrhundert begann man in Irland und England, den 1. November als Fest aller Heiligen, nicht nur der Märtyrer, zu feiern. Damit erfuhr das zu diesem Zeitpunkt begangene keltische Neujahrsfest Samhain eine christliche Umdeutung. Die Furcht vor den Toten, mit der Samhain besetzt war – man entzündete Feuer und trieb Mummenschanz zu ihrer Abschreckung; diese Bräuche leben heute kommerzialisiert in Halloween (Allhallows eve) weiter –, wurde abgelöst von der österlichen Freude über die bleibende Gemeinschaft mit allen, die bereits in Gottes Ewigkeit leben. Vom neunten Jahrhundert an setzte sich der Allerheiligentag auch auf dem Festland durch.
aus: Magnificat. Das Stundenbuch. November 2017
Am Allerheiligenfest 1863 wurde der Kölner Domchor als Knabenchor wiedergegründet und feiert heute seinen 154. Geburtstag. Der Jugendchor am Kölner Dom mit aktiven und ehemaligen Mitgliedern des Domchores und des Mädchenchores singt zum Offertorium einen Satz aus dem Requiem von Johannes Brahms, das am 03.11.2017 in der Geistlichen Musik am Dreikönigenschrein in Kooperation mit dem Landesjugendorchester NRW erklingen wird.