Im Kirchenstreit von Passau gibt es Entspannungssignale

"Miteinander Schritte nach vorne gehen"

Am Samstag wollen Katholiken in Passau ihre Solidarität mit einem abgesetzten Pfarrer demonstrieren. 1.000 Teilnehmer sind angekündigt. Nun wird bekannt, dass Gemeindevertreter mit dem Bischof einen Weg nach vorn suchen.

Blick auf Passau / © PeterVrabel (shutterstock)

Im Streit um einen abgesetzten Pfarrer in Niederbayern ist am Donnerstagabend ein Signal der Entspannung gesendet worden.

Nach Gesprächen mit Vertretern aus dem betroffenen Pfarrverband unter Beteiligung einer Mediatorin veröffentlichte die Passauer Bistumsleitung eine gemeinsame Pressemitteilung. Sie beginnt mit dem Satz: "Wir suchen und gehen miteinander Schritte nach vorne."

Stefan Oster, Bischof von Passau / © Julia Steinbrecht (KNA)

An der Unterredung waren demnach Pfarrgemeinderäte, Kirchenpfleger und zwei Oberministrantinnen beteiligt. Sie hätten sich enttäuscht darüber geäußert, auf dem Weg der Entpflichtung ihres Pfarrers nicht mitgenommen worden zu sein, hieß es. Bischof Stefan Oster habe dieses Versäumnis eingeräumt. Er habe aber auch betont, dass die Bistumsleitung sich wegen der Zuspitzung der Ereignisse genötigt gesehen habe, so zu handeln.

Weitere Gespräche auf verschiedenen Ebenen wurden angekündigt. An ihnen wollen sich auch der Bischof und sein Verwaltungschef, Generalvikar Josef Ederer, beteiligen.

Unabhängige Prüfung der Vorwürfe

Die Bistumsleitung will der Mitteilung zufolge einen Vorschlag der Gemeindevertreter eingehend prüfen. Demnach soll sich eine unabhängige, juristisch kompetente Person mit den Vorwürfen gegen den Pfarrer befassen. Die Justiziarin und Interventionsbeauftragte des Bistums, Antonia Murr, habe aber deutlich gemacht, dass es bereits unabhängige Prüfinstanzen gebe, die den Fall bearbeiteten, etwa die Staatsanwaltschaft.

Der Geistliche steht im Verdacht, in der Jugendarbeit Grenzen verletzt zu haben. Unter anderem geht es um Alkoholmissbrauch. Über einen Rechtsbeistand lässt der Priester alle Vorwürfe zurückweisen.

Außer der Staatsanwaltschaft ist inzwischen der Vatikan damit befasst. Dort läuft ein kirchenrechtliches Verfahren. Der Bischof hat den Pfarrer vor drei Wochen entpflichtet und ihm bis auf weiteres öffentliche Auftritte verboten. In seinem Pfarrverband hat der Geistliche nach wie vor starken Rückhalt.

Bistum Passau

Die Diözese Passau wurde 739 von Bonifatius gegründet und war einst mit mehr als 42.000 Quadratkilometern das größte Bistum des Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation. Es erstreckte sich donauabwärts bis Wien. Im Lauf der Geschichte verlor die Diözese sechs Siebtel ihres Gebiets an neu gegründete Bistümer wie Linz, Sankt Pölten und Wien. Mit der Säkularisation 1803 endete die weltliche Herrschaft der Passauer Bischöfe.

Passauer Dom / © Maria Irl (KNA)