DOMRADIO.DE: Sie haben bei der Geburt der Lämmchen geholfen, was war das für ein Gefühl?

Sr. Kornelia Kreidler (Benediktinerin, Priorin des Klosters Habsthal): Es ist eine Freude, wenn man gerade dazu kommt, wenn es geschieht. Ich weiß ja immer nicht, wann die Lämmer überhaupt zur Welt kommen. Und bei einem der Schafe kam ich gerade zufällig dazu, als es das Lamm geboren hatte. Allerdings war es zuerst ein Schock, weil das Lamm nicht von der Mutter angenommen wurde. Dann lag es wie tot da. Ich habe gleich Stroh genommen und es abgeribbelt, dann kam so langsam Leben in das Tier hinein. Die Mutter ging aber auf und davon. Mit der Hilfe eines Bekannten haben wir es geschafft, dass die Mutter das Tier erst einmal hat saugen lassen. Der Bekannte ist Eritreer und hatte in Eritrea selber Schafe, daher wusste er, dass Mutterschaf und Lamm zueinander finden, wenn man sie nachts gemeinsam in der Kälte und im Dunkeln aussperrt. Und tatsächlich standen sie am nächsten Morgen einträchtig auf der Weide, die Mutter sogar schützend vor dem Kleinen. Das Kleine war ruhig, das hieß, es hat auch saugen dürfen, das war schon eine Freude. Man fühlt sich dann wirklich wie eine Geburtshilfe (lacht).
DOMRADIO.DE: So kleine Lämmer sind natürlich unheimlich süß. Was gefällt Ihnen besonders an diesen Schäfchen?
Sr. Kornelia: Dieses Unverfälschte, Natürliche. Sie sind voll des Lebens, springen auf der Weide herum, toben, also eigentlich wie Kinder. Sie springen auf jedes Mäuerchen, auf jeden Hügel und rasen sich gegenseitig nach. Dann stecken sie sogar die Älteren an, die springen dann mit und das sieht besonders lustig aus, wenn diese großen Körper über die Weide flitzen. Es ist einfach etwas Erfreuliches.

DOMRADIO.DE: Was brauchen diese neugeborenen Lämmer jetzt für Pflege?
Sr. Kornelia: Die brauchen jetzt hauptsächlich noch ihre Mutter. Sobald sie ein bisschen aufgeregt sind springen sie erst einmal zur Mutter und saugen wieder Milch. Dann brauchen sie jetzt eine gute Weide, weil sie auch schon am Gras herum knabbern. Eigentlich brauchen sie genau das: Etwas zu fressen und eine Mutter.
DOMRADIO.DE: Sie geben diesen Lämmern keine Namen. Warum machen Sie das nicht?
Sr. Kornelia: Es ist immer ein bisschen traurig, wenn es dann dran geht, dass sie zum Schlachter kommen. Die Schafe werden natürlich auch geschlachtet, oder manchmal werden sie auch krank und man muss sie weggeben. Das Herz hängt dann doch stärker dran, wenn eine ganz persönliche Bindung da ist. Vor einigen Jahren habe ich ein Lamm zum Namenstag bekommen, das habe ich "Cappuccino" genannt. Aber es hat dann schon eine intensive Bindung, sobald ein Tier einen Namen hat.

DOMRADIO.DE: Man muss wissen, die Schafherde bei Ihnen im Kloster hat Tradition.
Sr. Kornelia: Wir haben diese Schafe schon sehr lange. Wir haben sie angeschafft, weil wir die Felder innerhalb der Klostermauer bewirtschaften mussten. Dafür sind sie natürlich sehr praktisch, weil sie zum einen unsere Rasenmäher und zugleich dann die Fleischlieferanten sind. Wir haben uns für die Coburger Fuchsschafe entschieden, weil das eine alte Rasse ist, die gerade ausstirbt. Die Tiere sind zum einen sehr schön, aber auch wenig anfällig gegen Krankheiten.
DOMRADIO.DE: Sie haben im Moment sieben Lämmer in Habsthal, bald werden es noch mehr. Wie reagieren Ihre Besucherinnen und Besucher?
Sr. Kornelia: Die sind alle hoch erfreut. Wir hatten in der vorherigen Nacht einen Pilger, der erzählt hat, wie er am Fenster saß und die Schafe beobachtet hat. Es hat etwas Meditatives, diesen Tieren zuzuschauen. Man kommt zur Ruhe und es ist das pure Leben.

DOMRADIO.DE: Und besonders begeistert sind wahrscheinlich die Kinder?
Sr. Kornelia: Ja klar, die rennen denen nach und verstehen aber nicht, je mehr sie rennen, desto mehr rennen auch die Schafe weg. Das ist dann immer lustig, wenn sie mit ihren Äpfeln dastehen, die sie den Tieren geben möchten, und die Schafen gehen immer weiter weg (lacht).
DOMRADIO.DE: Sie sind jetzt auf der Suche nach Paten und Patinnen für die kleinen Lämmer. Wie funktioniert das?
Sr. Kornelia: Die Menschen, die gerne eine Patenschaft übernehmen oder auch verschenken möchten, können sich melden. Sie bekommen dann ihre Patenschaft beurkundet. Die Urkunde wird in einer Holzkiste mit Honig von unseren Bienen und Schafwolle überreicht. Und wer möchte, darf natürlich auch immer wiederkommen und schauen, was sein Lamm macht.
Das Interview führte Hilde Regeniter.