Über die Entscheidung des italienischen Justizministers Carlo Nordio hat die italienische Tageszeitung "La Repubblica" am Freitagabend berichtet. Das italienische Kassationsgericht hatte seiner Auslieferung vergangenen Oktober zugestimmt.
Schwere Vorwürfe gegen ehemaligen Militärseelsorger
Nun lehnte Nordio den Schritt dem Bericht zufolge ab – aufgrund des hohen Alters und der Gesundheit des 86 Jahre alten Priesters.
Die argentinische Justiz wirft dem ehemaligen Militärseelsorger vor, bei Folterungen von politischen Gefangenen in der als "La Departamental" bekannten geheimen Haftanstalt in Mendoza dabei gewesen zu sein.
Er soll bei den Taten bewaffnet gewesen sein und eine Bibel mit sich geführt haben. Der Priester war 2011 in sein Heimatland Italien geflohen, als ihn die Staatsanwaltschaft zu den Vorwürfen vernehmen wollte.
Geste der Verständigung zwischen Rom und Buenos Aires?
Der Beauftragte der argentinischen Staatsanwaltschaft, Richard Ermili, kritisierte die neue Entscheidung des Justizministers.
Sie sei eine Verständigungsgeste zwischen einer ultrarechten Regierung in Italien und der neuen argentinischen Regierung, die die Geschehnisse während der Diktatur leugnen wolle.
Während der Militärherrschaft in Argentinien verschwanden rund 30.000 Menschen – verschleppt in landesweit rund 500 Folterzentren. Viele wurden getötet, zum Beispiel mit dem Flugzeug über dem Meer abgeworfen.
Verantwortlich waren Polizei und Armeeangehörige. Etliche politisch linksgerichtete Kirchenvertreter gerieten ebenfalls ins Visier von staatlich beauftragten Mördern.