Italienische Katholiken protestieren gegen Kindermissbrauch

Messe verlassen

Ein Missbrauchsfall erschüttert die katholische Kirche in Italien. Der Täter ist zwar schon zu einer Haftstrafe verurteilt, aber es sollen noch mehr Kirchenmänner in den Fall verwickelt sein. Darauf reagieren die Gläubigen deutlich.

Italienische Fahne im Wind / © Ophelie Delmarle (shutterstock)
Italienische Fahne im Wind / © Ophelie Delmarle ( shutterstock )

Dutzende Katholiken in Italien haben Messfeiern aus Protest gegen Kindesmissbrauch verlassen. Das Betroffenen-Netzwerk "Rete l'abuso" veröffentlichte am Freitag ein entsprechendes Video im Internet. Es zeigt, wie beim Priester-Einzug zahlreiche Gläubige aufstehen und einen Gottesdienst verlassen. Vor der Kirche protestieren sie anschließend mit Plakaten. Auf einem großen Schild steht: "Ich akzeptiere keine Predigten von denen, die Missbrauch vertuschen."

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Die Proteste fanden den Angaben zufolge in zwei Kirchen im sizilianischen Enna sowie vor der Kathedrale des zuständigen Bistums Piazza Armerina statt. Dort hat Bischof Rosario Gisana seinen Sitz. Ein Gericht erklärte ihn kürzlich zivilrechtlich haftbar für Versuche, Missbrauch durch Geistliche zu vertuschen. Zuvor war ein Priester des Bistums wegen sexueller Gewalt gegen Minderjährige zu viereinhalb Jahren Gefängnis verurteilt worden.

In der Urteilsbegründung stellte das Gericht Ende Juli fest, dass der zuständige Bischof jedwede ernsthafte Initiative zum Schutz von Minderjährigen unterlassen und sein Verhalten Missbrauch begünstigt habe. Bereits im Jahr 2018 hatte eines der Opfer nach eigener Aussage den Missbrauch beim Bistum angezeigt. Der Täter wurde anschließend versetzt - nach Bistumsangaben auch zur psychotherapeutischen Behandlung. Ein kirchliches Ermittlungsverfahren scheiterte an unklaren Zuständigkeiten, 2020 zeigte das Opfer den Priester bei der Polizei an.

Bisher drei Bischofsrücktritte wegen Umgang mit Missbrauch

In Deutschland sind bisher drei amtierende Bischöfe oder kirchenleitende Personen wegen Fehlern im Umgang mit dem Missbrauchsskandal zurückgetreten.

Im Juli 2010 trat die Hamburger evangelische Bischöfin Maria Jepsen in Zusammenhang mit einem Missbrauchsskandal zurück. Der damals 65-Jährigen war vorgeworfen worden, 1999 über Fälle sexualisierter Gewalt in einer Kirchengemeinde in Ahrensburg informiert worden zu sein, ohne ausreichende Konsequenzen gezogen zu haben. Ein Ermittlungsverfahren wurde jedoch bald eingestellt, da laut Staatsanwaltschaft kein Gesetzesverstoß vorlag.

Ein Betroffener von sexuellem Missbrauch durch einen katholischen Priester steht in der Kirche, in der das Verbrechen stattgefunden hat. / © Harald Oppitz (KNA)
Ein Betroffener von sexuellem Missbrauch durch einen katholischen Priester steht in der Kirche, in der das Verbrechen stattgefunden hat. / © Harald Oppitz ( KNA )
Quelle:
KNA