Erfurt versinkt in diesen Tagen ein wenig im Regen. Das ist der große Unterschied zu meiner Wahlheimat Jerusalem. Es gibt aber auch eine Gemeinsamkeit zwischen Thüringen und dem Heiligen Land: Die Zahl der getauften Christinnen und Christen ist an beiden Orten ähnlich gering.
Man kann dieser Minderheitensituation auf zwei Wegen begegnen. Zu beiden würde ich nicht raten, denn wir Benediktiner sind dafür bekannt einen Mittelweg zu suchen: Wir könnten uns als Minderheit abschotten von dieser bösen, bösen Welt da draußen. Wir halten zueinander – dann werden wir halt zur Sekte. Oder wir richten uns als Minderheit nach allen Wünschen der Mehrheitsgesellschaft. Bitte, bitte habt uns lieb! Nein, wenn wir so reden, werden wir belanglos.
Ich glaube die gute Mischung ist die Antwort, in Thüringen wie in Jerusalem: Ins Gespräch kommen und ansprechbar bleiben. Die Gespräche, die ich hier auf dem Katholikentag führe, sind ähnlich zu denen in Jerusalem. Viele Menschen kommen sehr positiv auf mich zu, aber auch hier erlebe ich Aggressivität. Dann darf man nicht wegrennen. Einfach zuhören, was bewegt die andere Person?
Vielleicht sollten wir auch bedenken: Nicht immer haben wir die Weisheit mit Löffeln gefressen. Oft haben Menschen mit einem anderen oder gar keinem Bekenntnis auch uns etwas zu sagen.
In diesem Sinne: Nur Mut und keine Angst vor Dialog und Kommunikation. Im Heiligen Land wie auf dem Katholikentag.