Judas-Darsteller lobt Start der Hallenberger Passionsspiele

"Bei uns ist Judas nicht der Top-Verräter"

Die Rolle des Verräters Judas ist eine der undankbarsten, könnte man annehmen. Aber Laien-Schauspieler Stefan Pippel hat sich bewusst dafür entschieden. Gleichzeitig hofft Pippel, dass der Judas-Charakter nicht auf ihn abfärbt.

Passionsspiele in Hallenberg / © Michael Althaus (KNA)
Passionsspiele in Hallenberg / © Michael Althaus ( KNA )

DOMRADIO.DE: Nach monatelangem Hinarbeiten war am Sonntag Premiere der Hallenberger Passionsspiele. Wie es gelaufen?

Jesus (l.) und Judas (r.) bei den Proben für die Passionsspiele 2023 (Freilichtbühne Hallenberg)

Stefan Pippel (Judas-Darsteller der Freilichtbühne Hallenberg): Es war ein sehr schöner Tag. Alles ist glatt gegangen. Wir hatten tolles Wetter und super Zuschauer. Es war rundum gelungen.

DOMRADIO.DE: Es hat vorher noch eine Messe auf der Freilichtbühne mit Prälat Thomas Dornseifer aus Ihrem Erzbistum Paderborn gegeben. Warum war das für den Auftakt wichtig?

Pippel: Es unterstreicht das besondere Jahr, das wir mit der Passion haben. Deswegen ist es etwas sehr Besonderes und Einzigartiges für uns gewesen. Es gab die Idee, dass wir vorher eine Messe mit Prälat Dornseifer feiern und, den wir auch als Eröffnungsredner hatten. Dass er mitgemacht hat und dass wir morgens mit der Messe unser Stück auf unserer Freilichtbühne eröffnen konnten, war eine wirklich sehr schöne Sache. Es hat zu dem ganzen Tag gut gepasst.

DOMRADIO.DE: Alle zehn Jahre gibt es die Passion. Es ist aber nicht so, dass man in Ihrem Dorf nur alle zehn Jahre mit dem Laientheater aktiv wird, sondern Sie spielen sonst jedes Jahr andere Stücke?

Pippel: Genau. Bei uns in Hallenberg spielen wir eigentlich jedes Jahr zwei verschiedene Stücke: ein Familien- und Kinderstück und ein Erwachsenenstück. Das ist der normale Weg, den wir mir der Freilichtbühne haben.

Und alle zehn Jahre spielen wir dann die Passion, auch deswegen, weil wir Mitglied bei der Europassion sind. In diesem Jahr hatten wir wegen der Pandemie drei Jahren Verspätung.

DOMRADIO.DE: Rund 150 Leute machen in Ihrer Theatergruppe mit. Sind das alles Bürgerinnen und Bürger aus Hallenberg?

Pippel: Der größte und überwiegende Teil ist natürlich bei uns aus dem Ort. Es gibt aber auch welche, die von weiter weg aus den umliegenden Gemeinden kommen, die für die Proben und auch für die Spiele viele Kilometer auf sich nehmen, um dabei zu sein.

DOMRADIO.DE: Sie spielen den Verräter Judas. Das ist eigentlich eine fiese, undankbare Rolle. Haben Sie sich die freiwillig ausgesucht?

Stefan Pippel

"Ich habe mich sehr auf diese Charakterrolle gefreut."

Pippel: Ja. Tatsächlich habe ich mich auf diese Rolle extrem gut vorbereitet, als es damals um das Casting ging, weil ich mich gefreut habe dafür vorzusprechen. Der Judas ist für mich eine sehr große Charakterrolle, bei der man andere Facetten zeigen kann und wo man viel Ausdruck mitbringen kann. Deswegen habe ich mich damals sehr gefreut, als ich die Rolle des Judas bekommen habe und spielen durfte.

DOMRADIO.DE: Sie müssen in 22 Aufführungen immer wieder den Messias verraten. Färbt das auf ihren Charakter ab?

Darsteller, darunter Hauptdarsteller Philipp Mause als Jesus, proben für die Aufführung der Passion Jesu in Hallenberg / © Rita Maurer (KNA)
Darsteller, darunter Hauptdarsteller Philipp Mause als Jesus, proben für die Aufführung der Passion Jesu in Hallenberg / © Rita Maurer ( KNA )

Pippel: Nein, das wäre sehr schlimm, wenn es auf meinen Charakter abfärben würde. Ich hoffe nicht, dass das so ist. Es ist für mich eine starke Rolle. Natürlich begibt man sich auch kurz bevor es losgeht in eine andere Welt. Man denkt sich in diese Rolle ein bisschen rein.

Allerdings ist bei uns in der Passion Judas auch nicht als dieser Top-Verräter dargestellt, sondern er ist einer, dem das alles sehr, sehr leid tut.

DOMRADIO.DE: Wie nah ist Ihr Bühnenstück an den Bibeltexten dran?

Pippel: Sehr nah. Es sind auch sehr viele Sätze aus der Bibel und auch viele Fakten eins zu eins übernommen worden. Ein bisschen was wurde modernisiert. Aber es ist schon sehr dicht dran an der ganzen Bibelgeschichte.

Das Interview führte Uta Vorbrodt.

Passionsspiele im sauerländischen Hallenberg

Auf der Freilichtbühne in Hallenberg im Hochsauerlandkreis findet am Sonntag die Premiere der Passionsspiele statt. Aufgeführt wird die Geschichte vom Leben und Sterben sowie von der Auferstehung Jesu. Bis September sind insgesamt 22 Aufführungen vorgesehen, wie ein Bühnensprecher der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA) sagte. In dem 2.500-Einwohner-Ort würden insgesamt rund 30.000 Besucher erwartet. Bereits jetzt lägen rund 11.500 Kartenbestellungen vor. 

Flyer der Freilichtbühne Hallenberg mit der Ankündigung der Passion Jesu / © Michael Althaus (KNA)
Flyer der Freilichtbühne Hallenberg mit der Ankündigung der Passion Jesu / © Michael Althaus ( KNA )
Quelle:
DR