Käßmann kritisiert Einmischung von Großeltern in Erziehung

Harmonie durch Gelassenheit

Erziehung ist Sache der Eltern. Das meint die evangelische Theologin Margot Käßmann. Oma und Opa haben demnach eine andere Funktion. "Was wir Großeltern machen, ist Zusatzprogramm und für uns die Kür", so die siebenfache Großmutter.

Großeltern mit Enkel / © hedgehog94 (shutterstock)

Die evangelische Theologin Margot Käßmann (65) rät Großeltern zu Zurückhaltung beim Thema Erziehung: "Ich denke, die Großeltern sollten die Gelassenheit haben, zu denken: In die Erziehung mische ich mich nicht ein.

Das ist das Spielfeld der Eltern – und auch ihre enorme Leistung", sagte Käßmann in einem vom Ingolstädter "Donaukurier" (Wochenende) veröffentlichten Interview. Die siebenfache Großmutter ergänzte: "Gerade mit Blick auf Handy und Internet ist das echt eine Herausforderung und ich respektiere die Regeln, die sie setzen."

Margot Käßmann / © Harald Oppitz (KNA)
Margot Käßmann / © Harald Oppitz ( KNA )

Gemeinsam über die Kinder freuen 

Die frühere Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) führte aus: "Was wir Großeltern machen ist Zusatzprogramm und für uns die Kür. Mit so einer Haltung lösen sich die Konfliktpotenziale auf, die Erziehungsmethoden, Zeitmanagement, Ernährungsregeln und so weiter mit sich bringen." Gefragt nach ihrem wichtigsten Tipp für ein harmonisches Verhältnis zwischen Großeltern und Eltern antwortete Käßmann: "Freut euch einfach gemeinsam über das Glück, diese wunderbaren Kinder begleiten zu dürfen."

Im Zusammenhang mit dem Thema Familie äußerte sich Käßmann auch gesellschaftskritisch. Sie sagte, sie unternehme zwar regelmäßig etwas mit ihren Enkelkindern, doch sie wünschte, sie könnte noch mehr Zeit für sie aufbringen. Denn: "So oft wird die Kita früher geschlossen oder es gibt Schwierigkeiten mit Abholen aus der Schule. Es wird heute öffentlich behauptet, es gebe kein Problem mit der Vereinbarkeit von Familie und Beruf, aber das stimmt schlicht nicht!"

Enkel erweitern den Blick auf das Leben

Weiter erzählte die Protestantin: "Enkel erweitern den Blick auf das Leben. Du siehst Kinder heranwachsen und begreifst auch, dass die Verantwortung beispielsweise für die Mitwelt, das Klima weit über deine Lebenszeit hinausgeht. Den Kindern möchte ich gern Tradition, auch meinen christlichen Glauben, den Rhythmus des Lebens weitergeben. Und sie lernen durch uns Alte, dass das Leben begrenzt ist, aber nicht die Liebe."

Gedenktag für Großeltern und Senioren

Am 25. Juli 2021 fand der erste Welttag der Großeltern und alten Menschen statt. An dem neuen Gedenktag, den Papst Franziskus ausgerufen hat, könne man mit älteren Menschen zusammenkommen und Geschichten und Erlebnisse austauschen, sagte der katholische Familienbischof Heiner Koch im Vorfeld.

"Alte Menschen, ob sie nun selbst Großeltern sind oder nicht, tragen einen Schatz an Lebens- und Glaubenserfahrung mit sich, den es unbedingt lohnt, mit den nachfolgenden Generationen, ihren Enkelinnen und Enkeln, zu teilen und lebendig zu halten."

Symbolbild Großeltern, Enkel / © dotshock (shutterstock)
Symbolbild Großeltern, Enkel / © dotshock ( shutterstock )
Quelle:
KNA