Es stelle sich die Frage, ob die wahre Kirche ein dogmatischer Text sei, "ein Bekenntnis, das ich unterschreibe? Oder ist es eine Lebenspraxis", sagte Marx am Dienstag bei der Vollversammlung der katholischen Bischöfe in Vierzehnheiligen.
"Was nützt mir eine Einheit in der dogmatischen Erkenntnis, und in der Praxis wird eine Diktatur unterstützt, in der Praxis wird der Glaube benützt, um Menschen zu unterdrücken? Das ist doch keine Einheit", so der Erzbischof von München und Freising.
Zu wenig um die Glaubenspraxis gerungen
Jesus habe oft vom Reich Gottes in der Gegenwart, vom Leben auf der Erde gesprochen. Deshalb habe er jene ausgeschlossen, "die anderen sagen wollen, wir ihre Zugänge sein müssen und die sie selber in der Hand halten", etwa Pharisäer, Schriftgelehrte und Priester.
"Ich bin der Meinung, die Kirche hat das zu sehr vernachlässigt und immer wieder gesagt, das Reich Gottes ist das, was kommt, wenn wir tot sind", so Marx. In der Vergangenheit sei zu sehr um Worte gestritten worden und weniger um die Praxis des Glaubens.
Weihbischof Steinhäuser als Konzelebrant
Unter den Konzelebranten der Frühmesse war auch der Kölner Weihbischof Rolf Steinhäuser anstelle des Kölner Kardinals Rainer Maria Woelki. Während dessen fünfmonatiger Auszeit leitete Steinhäuser das Erzbistum Köln als Apostolischer Administrator.
Die Frühjahrsvollversammlung der Deutschen Bischofskonferenz im oberfränkischen Wallfahrtsort Vierzehnheiligen dauert bis Donnerstag.