Kardinal Marx fordert erweiterten Blick auf Missbrauchsfälle

"Bei Missbrauch auch die sozialen Folgen sehen"

Der Münchner Erzbischof Reinhard Marx warnt vor einer zu engen Sicht auf das Thema Missbrauch. Denn solche Taten hätten weitreichende Folgen. Neben Prävention sei auch die Aufarbeitung von Missbrauch von größter Wichtigkeit.

Kardinal Reinhard Marx / © Julia Steinbrecht (KNA)
Kardinal Reinhard Marx / © Julia Steinbrecht ( KNA )

Der Münchner Kardinal Reinhard Marx plädiert für einen erweiterten Blick im Umgang mit dem Thema Missbrauch. "Wir müssen auch in den Fokus nehmen, welche Folgen Missbrauch in einer sozialen Dimension hat: Welche Auswirkungen hat das auf einen Ort, eine Gemeinschaft, eine Familie?", sagte Marx laut seiner Pressestelle am Samstag in Erding. 

Kein Schlussstrich in Aufarbeitung 

Er berief sich demnach auf seine Erfahrungen im Austausch mit Betroffenen. Die "furchtbare Realität des Missbrauchs" habe "verheerende Auswirkungen über verschiedene Beziehungsfelder hinweg".  Diese Komplexität mache klar, dass es keinen Schlussstrich in der Aufarbeitung geben könne, ergänzte der Erzbischof von München und Freising. 

Ein Pfarrer in Talar stützt seine Hand auf den Tisch in einer Sakristei. / © Harald Oppitz (KNA)
Ein Pfarrer in Talar stützt seine Hand auf den Tisch in einer Sakristei. / © Harald Oppitz ( KNA )

Die Aufarbeitung bleibe ein ebenso wichtiges Thema wie die Prävention von Missbrauch. Marx äußerte sich beim dritten "Tag der Begegnung" des Erzbistums für Missbrauchsbetroffene. Den Angaben zufolge nahmen daran 30 Menschen teil.

Geistlicher Missbrauch

Geistlicher Missbrauch ist ein bisher nicht klar definierter Sammelbegriff. Meist geht es um Missbrauch geistlicher Autorität oder Machtmissbrauch im religiös-spirituellen Zusammenhang. Gemeint ist, dass Personen aus Seelsorge, Religionsunterricht, geistlicher Begleitung oder Verantwortliche in Kirchen, Orden und geistlichen Gemeinschaften andere Menschen manipulieren und sie ausnutzen - vermeintlich im Namen Gottes oder der Religion.

Symbolbild Missbrauch / © 271 EAK MOTO (shutterstock)
Quelle:
KNA