Kardinal Marx warnt vor "falschem Fortschrittsideal"

"Jeder Mensch ist eine Message"

Der "Hidden Movers Award" der Deloitte-Stiftung wird an innovative Bildungsprojekte verliehen. Kardinal Marx hat in seiner Festansprache dafür geworben, auf den Menschen mit seinen einzigartigen Fähigkeiten zu schauen statt Wissen einzutrichtern.

 (DR)

Der Münchner Kardinal Reinhard Marx hat vor einem "falschen Fortschrittsideal" gewarnt. Bei einem Festvortrag kritisierte Marx am Dienstagabend in München die Vorstellung, "wonach das Neue immer das Bessere sei" und im Recht sei, was sich durchsetze. Vielmehr gelte es, immer auch "die sozialen, politischen und ökologischen Kosten" von Entwicklungen im Blick zu behalten.

Förderung von Freiheit und Verantwortung

Bildung sollte nicht nur Fertigkeiten und technische Fähigkeiten vermitteln, sondern vor allem auch "die Fähigkeit zu Freiheit und Verantwortung".

Der Kardinal äußerte sich bei der Verleihung des "Hidden Movers Award" der Deloitte-Stiftung für innovative Bildungsprojekte. Statt nach dem "Trichtermodell" Menschen mit Wissen gleichsam zu befüllen, müsse man "auf den Menschen schauen mit seinem Potenzial und seinen Fähigkeiten". Bisher sei Bildung zu einseitig am Messbaren orientiert oder werde als Anpassungsproblem verstanden. Sie dürfe aber nicht nur "künftigen Kapitalverwertungsinteressen" unterworfen werden.

Bildung eröffnet gesellschaftliche Teilhabe

Aus christlicher Perspektive gehe es bei der Pädagogik darum, "miteinander zu entdecken, was Gott uns mit diesem Menschen erzählen will: Jeder Mensch ist eine Message, die Gott an uns richtet."

Mit Nachdruck wandte sich der Münchner Erzbischof gegen ein "Erodieren der Demokratie", wenn immer mehr Menschen wegen des Mangels an Bildung oder Arbeit nicht mehr an der Gesellschaft teilhaben könnten. Bildung als "Chance für alle" müsse zu einem "Schlüsselthema für die Zukunftsfähigkeit unserer Gesellschaft" werden.


Quelle:
KNA