Kardinal Woelki sieht im Glauben eine Quelle ewiger Hoffnung

"Ostern als zentrales Heilsgeheimnis"

Zu Allerheiligen hat Kardinal Woelki ein besonders musikalisches Pontifikalamt im Kölner Dom gefeiert. In seiner Predigt hat Woelki das österliche Mysterium mit dem alltäglichen Leben verwoben und so Hoffnung und Freude aufgezeigt.

Der besonders musikalische Gottesdienst wurde gleich von vier Chören musikalisch gestaltet. Aus Liverpool waren der Cathedral Choir und der Liverpool Metropolitan Cathedral Choir angereist. Vom Kölner Dom gestalteten der Mädchenchor am Kölner Dom und der Kölner Domchor die Messe mit. Geleitet wurden die Chöre von Stephen Mannings, Christopher McElroy, Oliver Sperling und Simon Schuttemeier. Es erklangen die "Messe solennelle" von Louis Vierne für vierstimmigen gemischten Chor und zwei Orgeln.

In seiner Predigt betonte der Kölner Erzbischof die zentrale Bedeutung des Ostergeheimnisses für das christliche Leben. Der Kardinal beleuchtete, wie das österliche Leben den Kern unseres Glaubens darstellt und wie dieses Verständnis unsere Existenz prägt. Dafür beschrieb Woelki, dass jeder Sonntag und alle christlichen Hauptfeste letztlich ein Feiern der Auferstehung Jesu sind, die als grundlegendes Heilsgeheimnis angesehen werden können: "Wir können gar nicht anders, als immer nur Ostern zu feiern."

Verheißung der Teilhabe

Diese wiederkehrende Feier symbolisiere nicht nur das Gedenken an ein historisches Ereignis, sondern auch die aktive Teilhabe an der lebendigen Hoffnung und Verheißung, die mit Jesu Auferstehung verknüpft ist. Besonders anschaulich machte der Erzbischof diesen Punkt mit seinen Ausführungen über die Bedeutung der Taufe: "Was Gott aber an Ostern an seinem Sohn getan hat, das hat er auch schon an uns begonnen. An dem Tag unserer Taufe hat er damit begonnen."

Dies betone, dass die christliche Transformation bereits im Sakrament der Taufe beginne, durch das Gläubige in das Leben Jesu Christi eingetaucht werden und damit schon jetzt Teil an seiner Auferstehung hätten. "Das Ziel unseres Lebens und damit seine Vollendung, liegen in einem Ereignis, das bereits geschehen ist: In der Auferstehung Jesu." Gottes Werk beginne bereits im irdischen Leben.

Gereinigt durch die Leiden Christi

Zentral für die Predigt war auch das Bild der Heiligen und ihrer bleibenden Gemeinschaft mit Gott, wie es in der Offenbarung des Johannes dargestellt wird: "Sie kommen aus der großen Bedrängnis; ihre Gewänder aber sind gewaschen und im Blut des Lammes weiß gemacht."

Diese Darstellung unterstreicht das theologische Konzept, dass die Heiligen durch das Leiden Christi gereinigt wurden und nun in der himmlischen Freude leben. Ein weiterer Aspekt der Predigt bezieht sich auf die Verwirklichung des christlichen Lebens im Hier und Jetzt: "Dieses Sehen, wie er ist, das ist das Ziel unseres Lebens. Und darauf dürfen wir uns freuen. Weil dieses Sehen uns glücklich machen wird." Hier sprach der Kardinal die transformative Kraft des göttlichen Blicks an, der im eschatologischen Kontext 'von Angesicht zu Angesicht' erfolge und der bereits im irdischen Leben durch den Glauben und die Taufe beginnt.

Allerheiligen ein österliches Fest

Das Hochfest Allerheiligen ist ein durch und durch österliches Fest. Die Kirche gedenkt heute aller Heiligen, auch der nicht kanonisierten. Letztlich verehrt sie in ihnen Christus, dessen Gnade sich als machtvoll erwiesen und die Heiligen zur Vollendung geführt hat. Die Heiligen sind Zeugen für die Kraft Gottes und für den Sieg des Auferstandenen, der in seiner Kirche lebt und auch heute noch Menschen ergreift. 

Wir rufen die Heiligen als unsere Fürsprecherinnen und Fürsprecher an. Zugleich sind sie für uns Wegweiser auf das Ziel hin, das sie bereits erreicht haben, zu dem wir aber noch unterwegs sind.

Bräuche leben in Halloween weiter

Im Orient reicht das Fest zurück bis ins vierte Jahrhundert, wo neben den Festen einzelner Märtyrer um Ostern aller Märtyrer gedacht wurde. Das Datum des Gedenktages war dort zunächst unterschiedlich am 13. Mai oder dem Sonntag nach Pfingsten. Im Westen beging man das Märtyrergedenken am 13. Mai, dem Weihetag des römischen Pantheons zu Ehren der Jungfrau Maria und aller heiligen Märtyrer (609/610). Im achten Jahrhundert begann man in Irland und England, den 1. November als Fest aller Heiligen, nicht nur der Märtyrer, zu feiern. Damit erfuhr das zu diesem Zeitpunkt begangene keltische Neujahrsfest Samhain eine christliche Umdeutung. 

Die Furcht vor den Toten, mit der Samhain besetzt war – man entzündete Feuer und trieb Mummenschanz zu ihrer Abschreckung; diese Bräuche leben heute kommerzialisiert in Halloween (Allhallows eve) weiter –, wurde abgelöst von der österlichen Freude über die bleibende Gemeinschaft mit allen, die bereits in Gottes Ewigkeit leben. Vom neunten Jahrhundert an setzte sich der Allerheiligentag auch auf dem Festland durch.

Aus: Magnificat. Das Stundenbuch. November 2024

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