Kathedral-Hopper als "Rucksackheld" bei Anschlag von Annecy

"Ich bin kein Held"

Sogar Staatspräsident Emmanuel Macron wollte ihn am Freitag treffen: Ein 24-jähriger Katholik, der sich derzeit auf einer Kathedralen-Pilgertour befindet, hatte durch seinen mutigen Einsatz die Entwaffnung des Angreifers ermöglicht. 

Nach dem Messerangriff eines Mannes auf vier Kinder und zwei Erwachsene auf einem Spielplatz, gedenken Menschen der Opfer. / © Peter Byrne (dpa)
Nach dem Messerangriff eines Mannes auf vier Kinder und zwei Erwachsene auf einem Spielplatz, gedenken Menschen der Opfer. / © Peter Byrne ( dpa )

Videos des Angriffs in den Sozialen Netzwerken zeigen, wie Henri D., nur mit seinem Wanderrucksack in der Hand, versucht, den Täter in Schach zu halten. Danach verfolgt er ihn für mehrere Minuten, um ihn an der Rückkehr zum Spielplatz und weiteren Messerstechereien zu hindern. Im Netz erhielt er schon am Donnerstag den Beinamen "Rucksackheld".

Er sei kein Held

Am Freitag war der "Rucksackheld" in allen französischen Medien vertreten. In Interviews sagte er, er sei sicher nicht durch einen Zufall dort gewesen. Er sei kein Held, denn er habe nur so gehandelt, wie jeder Franzose handeln würde oder handeln sollte. Und er habe keine Angst um sein eigenes Leben gehabt, sondern um das der Kinder und der anderen Personen, die sich dem Täter entgegengestellt hätten. Am Mittag wurde bekannt, dass sich auch Macron mit Henri treffen wollte. Der Präsident reiste am Freitag nach Annecy, um den Angehörigen und Opfern der Tat nahe zu sein.

"Betet für die Kinder"

Ein abgelehnter Asylbewerber aus Syrien hatte am Donnerstagmorgen im ostfranzösischen Annecy im Departement Haute-Savoie einen Spielplatz am See angegriffen und sechs Menschen schwer verletzt, darunter vier kleine Kinder. Auf Facebook schrieb der 24-jährige Philosophiestudent Henri zunächst an seine Follower: "Betet für die Kinder, mir geht es gut." Er sei vorerst zur Zeugenaussage in der Präfektur; dies dauere naturgemäß lange.

Mit seiner Tour entlang Frankreichs Kathedralen will Henri nach eigener Aussage auch Werbung für den Erhalt des religiösen Erbes machen. Anlass seiner Pilgerreise war ein Bericht des französischen Senats vom Sommer 2022, der von Staat und Bürgern mehr Engagement zur Erhaltung religiöser Gebäude im Land einforderte.

Angreifer durfte keinen erneuten Asylantrag stellen 

Der Angreifer, laut Polizeiangaben ein 32-jähriger Syrer, hatte sich zuvor zehn Jahre in Schweden aufgehalten. Vor wenigen Tagen habe er erfahren, dass er in Frankreich keinen erneuten Asylantrag stellen dürfe. Einige Medien berichteten, der Mann habe vor seiner Attacke ausgerufen: "Im Namen Jesu Christi!" Dies ist jedoch nicht offiziell bestätigt.

 

Quelle:
KNA