Das berichtet das Portal "webdo.tn" (Dienstag). Der Apsisbereich bleibe aber für die Öffentlichkeit weiter nicht zugänglich.
Das historische Gotteshaus aus dem 19. Jahrhundert ist Teil eines Museumskomplexes ("Akropolium") an den Ausgrabungen der antiken Stadt Karthago bei Tunis. Kirche und Museum werden seit 2021 saniert, die Sammlungen neu geordnet. Endgültig sollen sie 2026 wiedereröffnet werden.
Geschichtsträchtiger Ort
Die Kathedrale Saint-Louis wurde binnen weniger Jahre auf dem höchsten Punkt des Bursa-Hügels errichtet, wo einst die Akropolis der antiken Großmacht Karthago stand. Das mächtige Gotteshaus war dem französischen König Ludwig dem Heiligen geweiht, der 1270 genau hier als Kreuzfahrer starb.
Das Gotteshaus mischt byzantinisch-romanische und maurische Elemente. Ein umlaufendes Mosaikband formuliert in dicken lateinischen Lettern den Führungsanspruch des Hausherrn für "ganz Afrika". Es greift auch einen Ausspruch des Papstes Leo IX. (1049-1054) aus der Zeit vor den Kreuzzügen auf: Der Bischof von Karthago sei der erste in Afrika - und es werde dort wieder eine blühende Kirche entstehen.
Im kolonialen Fahrwasser
Vom Bursa-Hügel sollte eine Signalwirkung für die Wiedererrichtung eines katholischen Nordafrika französischer Prägung ausgehen. Die Kirche segelte damit im kolonialen Fahrwasser des französischen "Protektorats".
Das 1843 gegründete Apostolische Vikariat Tunesien wurde 1884 zum Erzbistum Karthago erhoben; Papst Leo XIII. ernannte 1884 den Franzosen Charles Martial Lavigerie (1825-1892) zum ersten Erzbischof von Karthago und damit – nach antiker Tradition – zum Primas von ganz Afrika ("Primas Africae").
Ludwigs als Reliquien verehrte Eingeweide, die Kardinal Lavigerie erworben hatte, fanden hier ihren neuen Aufbewahrungsort. Nach der staatlichen Unabhängigkeit Tunesiens 1956 wurden sie in die Sainte-Chapelle nach Paris gebracht.
Kirche und Staat auf unterschiedlichen Wegen
Das muslimische Nordafrika sah in den triumphalistischen Machtdemonstrationen der Kirche einen Affront der Kolonialmacht Frankreich – und Roms, des alten Feindes aus der Antike. Tunesiens Staatsgründer, der Sozialist Habib Bourguiba (1903-2000), kassierte nach der Unabhängigkeit alle 109 christlichen Gotteshäuser des Landes bis auf 7 ein und kontrollierte fortan das kirchliche Leben.
Im sogenannten Modus vivendi (Grundlagenabkommen) von 1964 mit dem Vatikan wurde auf Betreiben Bourguibas auch das Erzbistum Karthago für null und nichtig erklärt und damit auch das Primasamt über Afrika. Die "Territorialprälaten" von Tunis konnten fortan nur noch Priester weihen, nicht aber Bischöfe; ein Ende für alle erdachten Expansionsbestrebungen. Binnen weniger Jahre verließen Zehntausende Christen das postkoloniale Tunesien.