Der Katholikentag liefert nach Ansicht des Soziologen Hartmut Rosa wertvolle Energie fürs gesellschaftliche Miteinander.
"Natürlich sind viele Menschen vom Kirchenalltag zu Hause frustriert, weil die Kirchen leer sind. Und dann stellt man beim Katholikentag plötzlich fest: Da lebt doch noch was", sagte Rosa am Donnerstag in Erfurt der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA). "Dieses Gefühl von Lebendigkeit und Verbundenheit - daraus entsteht soziale Energie."
Kirchentage mit politischer Funktion
Glaubende wie Zweifelnde machten auf Katholiken- und Kirchentagen positive "Au, ja!"-Erfahrungen: "Man hat zusammen gesungen, diskutiert und gebetet. Da kommt wieder etwas in Fluss, da sind dynamische Entwicklungen", erläuterte der Direktor des Erfurter Max-Weber-Kollegs.
Katholiken- und Kirchentage haben nach seiner Einschätzung auch eine politische Funktion, indem sie verschiedene Stimmen miteinander "in Resonanz" brächten: "Es ist ein Ort, wo man sehr unterschiedliche politische, religiöse, ethische Auffassungen findet, die sich nicht durchsetzen wollen, die nicht kämpfen wollen, sondern die miteinander in einen Austausch treten wollen. Wenn wir solche Orte verlieren, sind wir auch als Demokratie und als Gesellschaft verloren."