Die Lage im Gazastreifen ist nach Worten des katholischen Pfarrers der Stadt Gaza, Gabriel Romanelli, dramatisch. Insbesondere nördlich der Stadt fehle es an allem, sagte der argentinische Ordensmann von der Gemeinschaft "Verbo encarnado" (Fleischgewordenes Wort) am Montag der Katholischen Nachrichten-Agentur. Tausende Menschen aus Dschabalija, Beit Hanoun und Beit Lahia suchten Zuflucht in Gaza.
Derzeit harren nach Schätzungen des Geistlichen noch rund 400.000 der ursprünglich 1,5 Millionen Bewohner im nördlichen Teil des Gazastreifens aus. "Gaza und der Norden sind seit Monaten vom südlichen Gazastreifen abgeschnitten. Es kommen fast keine Güter hindurch und es gibt keine Bewegungsfreiheit", so Romanelli. Zudem sei die Stadt auch nach Norden abgeriegelt. Tausenden Menschen dort fehle es "an allem, an Nahrung, an medizinischer Versorgung". Eine geplante zweite Impfaktion gegen das Polio-Virus habe aufgrund der anhaltenden Bombardierungen ausgesetzt werden müssen.
Glaube und Gebete als Stütze im Krieg
Positiv äußerte sich der Pfarrer über die Beharrungskraft der christlichen Gemeinde in Gaza. "Wir versuchen, soweit es geht, die Stimmung hochzuhalten, auch wenn es schwerfällt." Insbesondere pflege die Gemeinde ein intensives religiöses Leben mit Messen, Tageszeitengebeten, Rosenkranz und stiller Anbetung. Zudem sei der tägliche Schulunterricht für die Flüchtlinge auf dem Pfarreigelände wieder aufgenommen worden. Damit wolle man in Abstimmung mit den palästinensischen Behörden in Ramallah "das akademische Jahr 2023/24 für die Schüler retten".
Die Lage auf dem Gelände der Pfarrei, auf dem weiterhin knapp 500 Personen Zuflucht gefunden hätten, sei trotz anhaltender israelischer Bombardierungen auf die Gegend gut. Unter anderem werde man durch das Lateinische Patriarchat in Jerusalem, den Malteserorden und Caritas mit Lebensmitteln und medizinischem Material unterstützt. Die Hilfe werde auch an die Bewohner des Stadtteils weitergegeben. "Letzten Monat konnten wir so rund 5.000 Menschen helfen", so Romanelli.