Diese Zahl nannte der spanische Kirchenrechtler Jordi Bertomeu von der Strafrechtssektion der römischen Glaubenskongregation in einem aktuellen Beitrag der Zeitschrift "Palabra". Die Taten reichen demnach bis zu 50 Jahre zurück. Bertomeu nannte Kindesmissbrauch ein "schreckliches Verbrechen", wies aber zurück, dass es sich um ein spezifisches Problem katholischer Priester handele. Der Großteil sexueller Gewalt finde in der Familie statt. Auch in anderen Religionsgemeinschaften komme Missbrauch vor.
So gebe es aus der Unity Church in Australien, einer neuen religiösen Bewegung mit insgesamt 240.000 Mitgliedern, Berichte über 2.500 Missbrauchsfälle. Demgegenüber stünden die 6.000 Fälle unter 466.000 katholischen Priestern weltweit.
Bertomeu: Ehelosigkeit der Priester kein Grund
Weiter widersprach Bertomeu der These, die verpflichtende Ehelosigkeit katholischer Priester sei ein Risikofaktor für sexuelle Übergriffe. Es lasse sich nicht wissenschaftlich erhärten, dass verheiratete Männer kontrollierter mit ihrer Sexualität umgingen.
Auch einen ursächlichen Zusammenhang zwischen Homosexualität und Pädophilie wies der Experte zurück. Entsprechende Behauptungen seien oft ideologisch bedingt und stellten eine "Kriminalisierung einer bestimmten sexuellen Identität" dar, so Bertomeu. Er war 2018 vom Papst als Sonderermittler im Missbrauchsskandal nach Chile entsandt worden.