DOMRADIO.DE: Wie war die Beteiligung in diesem Jahr?
Ulrike Göken-Huismann (Geistliche Leiterin des Bundesverbandes der Katholischen Frauengemeinschaft Deutschlands, kfd): Die Beteiligung war dieses Mal richtig klasse. Es haben sich rund 180 Frauen mit mehr als 200 Predigten beteiligt. Einige der Frauen haben auch doppelt und dreifach gepredigt. In den vergangenen Wochen und zum Teil noch heute und in den nächsten Wochen sind richtig viele Frauen in die Kanzel gestiegen. Wir sind richtig stolz und froh.
DOMRADIO.DE: Wie waren die Reaktionen bisher? Was haben Sie mitbekommen?
Göken-Huismann: Ich habe von den Frauen, die schon gepredigt haben, viel Positives gehört. Von guter Beteiligung und von sehr viel Zuspruch aus der Gemeinde ist die Rede. Zu einer Predigerin ist gesagt worden, dass mit ihr eine neue Ära angefangen hätte.
Die Gottesdienste, in denen eine Frau predigt, werden in der Regel gut besucht. Das liegt oft daran, dass diese Gottesdienste zusätzlich super vorbereitet werden. Oft gibt es den einen oder anderen musikalischen Akzent. kfd-Mitglieder kommen auch verstärkt zu diesen Gottesdiensten. Das sind richtige kleine Events.
DOMRADIO.DE: Welche Themen waren in den Predigten in diesem Jahr wichtig?
Göken-Huismann: Die Frauen beziehen sich oft auf die Apostelin Junia, weil sie sich in ihrer Nachfolge sehen. Die Apostelin Junia hat in der Zeit der frühen Kirche von ihrem Glauben erzählt und hat damit in der urchristlichen Zeit andere Menschen vom Glauben begeistert, mitgenommen und motiviert.
Sehr oft wurde zu den Texten des Tages bzw. Sonntages gepredigt. Ich selbst habe in meiner Predigt die Themen Hoffnung und Berufung miteinander verbunden und von der Berufung zur Hoffnung gesprochen. Das Thema spielt auch immer eine wichtige Rolle.
DOMRADIO.DE: Nach offizieller katholischer Lehre ist es Frauen bis heute nicht erlaubt, in Gottesdiensten zu predigen. Warum geht das trotzdem?
Göken-Huismann: Ja, es ist Frauen nicht erlaubt, in Eucharistiefeiern die Predigt, die Homilie zu halten. Wir machen das einfach, weil wir damit eine Änderung des Kirchenrechtes erreichen wollen. Der Synodale Weg hat dafür einen guten Vorschlag gemacht. Die deutschen Bischöfe sollen eine sogenannte Partikularnorm erarbeiten, die in Rom genehmigt werden soll.
Wir veranstalten unseren Predigerinnentag, um unseren Anliegen Nachdruck zu verleihen. Wir wollen ein bisschen Schwung in die Sache bringen. Wir wollen gerne, dass diese Partikularnorm möglichst bald kommt.
DOMRADIO.DE: Die Frauenfrage und alles, was daran hängt, dürfte auch bei der Weltsynode im Oktober im Vatikan eine Rolle spielen. Unabhängig davon, ob sie auf der Tagesordnung steht oder nicht. Was ist Ihre größte Befürchtung und was Ihre größte Hoffnung?
Göken-Huismann: Die größte Befürchtung ist, dass die Frauenfrage bei der Weltsynode nicht behandelt wird und damit wieder auf die lange Bank geschoben wird. So sieht es leider im Moment aus.
Im Moment habe ich die Hoffnung, dass sich die katholischen Frauen weltweit vor der Weltsynode unwahrscheinlich gut vernetzen und bei dem Thema gemeinsam unterwegs sind. Es gilt jetzt schon gemeinsam zu überlegen, wie wir uns während der Weltsynode verhalten; was wir tun, um auf unsere Situation aufmerksam zu machen. Ich setze sehr stark auf die Solidarität unter den katholischen Frauen.
DOMRADIO.DE: Nach der Weltsynode steht fast schon wieder der nächste Predigerinnentag an. Was wünschen Sie sich aus der Perspektive von heute an Neuem oder anderem?
Göken-Huismann: Einige Kolleginnen hätten gerne in der Kathedralkirche ihrer jeweiligen Diözesen gepredigt. Das war oft leider nicht so möglich, wie wir es uns wünschen würden. Mein Traum wäre, dass im nächsten Jahr in allen 27 deutschen Bischofskirchen am Fest der Apostelin Junia eine Frau in der Eucharistiefeier die Predigt hält.
Das Interview führte Hilde Regeniter.